Mit Ramsch in die Pleite

ZYPERN Griechische Staatspapiere en gros und gelöschte Computer: immer mehr Rätsel um das Geschäftsgebaren von Bankern vor Beginn der Krise

BERLIN taz | Im Rahmen der Untersuchung der Bankenpleite auf Zypern treten immer mehr Ungereimtheiten zutage. So kaufte die Bank of Cyprus, deren Kunden befürchten müssen, 60 Prozent ihrer Einlagen über 100.000 Euro zu verlieren, in Mengen griechische Staatsanleihen, als diese Papiere bereits als hochgefährlich galten.

Ein Untersuchungsausschuss in Nikosia fand heraus, dass die Bank ab Dezember 2009 massenhaft griechische Staatsanleihen aufkaufte. Im selben Monat hatte der Generalmanager der Bank, Yiannis Kypris, erklärt, dank des Verkaufs dieser Papiere bestehe „für uns nicht länger eine Gefahr“. Tatsächlich begann die Bank zum gleichen Zeitpunkt, massenhaft genau diese Papiere anzukaufen. Am 1. Dezember gab sie dafür 50 Millionen Euro aus, am 10. des gleichen Monats 100 Millionen. Bis zum März 2010 lagen so griechische Papiere in Höhe von 2,106 Milliarden Euro in den Tresoren.

Nach dem Schuldenschnitt Griechenlands im Oktober 2011 waren diese dann plötzlich nur noch die Hälfte wert. Bank of Cyprus und Laiki-Bank verloren so 4,5 Milliarden Euro – der Beginn der Banken- und Staatskrise auf der Mittelmeerinsel.

Eine Erklärung für das mindestens fahrlässige Verhalten der Banker fehlt. Noch im Februar dieses Jahres hatte der damalige zyprische Finanzminister Vassos Shiarly gegenüber der taz versichert, das Engagement der zyprischen Banken in griechische Staatsanleihen habe sich über Jahre aufgebaut.

Wirtschaftsprüfer von Alvarez & Marsal fanden ferner heraus, dass wichtige Daten in den Computern zweier Manager der Bank of Cyprus gelöscht worden sind. Mindestens in einem der Fälle wurde sogar eine Spezialsoftware eingesetzt, um den Rechner restlos zu säubern.

Unterdessen geht Zypern das Geld aus. Finanzminister Haris Georgiades sagte am Montag, man benötige bis zum 24. April dringend 80 Millionen Euro, sonst könnte man die Staatsbediensteten nicht mehr bezahlen. Ein 10-Milliarden-Kredit der EU ist in Nikosia noch nicht angekommen, weil noch über letzte Details verhandelt wird.

KLAUS HILLENBRAND