Findelbaby wird sechs

Babyklappen retten Leben: Seit vier Jahren kein Neugeborenes mehr ausgesetzt

Vor sechs Jahren wurde in Altona Deutschlands erste Babyklappe eröffnet. Beim Projekt Findelbaby in der Goethestraße können Mütter anonym ihr Neugeborenes abgeben, ohne sich der Gefahr der Strafverfolgung auszusetzen. Mittlerweile gibt es bundesweit 82 ähnliche Einrichtungen, viele davon in Kliniken, die auch eine anonyme Entbindung ermöglichen.

Unumstritten ist das Projekt keineswegs. Kritiker wie der Deutsche Kinderschutzbund befürchten, die Einrichtung würde Mütter zu anonymen Geburten verführen. Adoptiertenverbände kritisieren, durch die Babyklappen würde das in Deutschland geltende Recht auf Kenntnis der Herkunft gebrochen – mit schweren psychologischen Folgen für Mutter und Kind.

Findelbaby-Gründer Jürgen Moysich aber sieht die Statisitk auf seiner Seite. Seit vier Jahren sei in Hamburg kein Baby mehr ausgesetzt und seit drei Jahren kein toter Säugling mehr aufgefunden worden. Für Moysich ein Beleg dafür, dass „die Klappen Leben retten und verhindern, dass Mütter ihre Kinder auf der Toilette zur Welt bringen“.

In diesem Jahr wurde nur ein Neugeborenes in eine der drei Hamburger Babyklappen gelegt, aber sieben Schwangere hat der Verein zur anonymen Geburt ins Krankenhaus begleitet. Die Mütter haben dann acht Wochen Zeit zu entscheiden, ob sie das Kind behalten oder zur Adoption freigeben wollen. „In über 60 Prozent der Fälle entscheiden sie sich für ein Leben mit dem Kind“, berichtet Projektleiterin Leila Moysich.

Bis auf wenige Ausnahmen würden diejenigen, die ihr Kind zur Adoption freigeben, ihren Namen angeben. Die Adoptierten können dann mit 16 Jahren beim Standesamt Akteneinsicht verlangen und so den Namen ihrer Mutter erfahren – wenn sie von ihrer Pflegefamilie vorher über die Adoption aufgeklärt wurden. Maik Dähling