Chávez will Supermarktkette enteignen

VENEZUELA Präsident wirft dem Handelsunternehmen Exito Preiserhöhungen vor und droht mit neuen Maßnahmen gegen die „Plünderer des Volkes“. Inflationsrate ist im Vorjahr auf 25 Prozent gestiegen

CARACAS afp/rtr | Die sozialistische Regierung in Venezuela will die Supermarktkette Exito wegen Preiserhöhungen enteignen. Exito, mehrheitlich im Besitz des französischen Konzerns Casino, werde wegen „zahlreicher Verletzungen der Gesetze“ künftig der Republik gehören, kündigte Präsident Hugo Chávez am Sonntag an. Er habe eine Untersuchung angeordnet und warte nun, dass das neue Gesetz gegen Preisspekulation bald verabschiedet werde, um Exito enteignen zu können. Chávez hatte die Landeswährung Bolivár abgewertet und den Einzelhandel vor Preiserhöhungen gewarnt. „Plünderern des Volkes“ drohe die Enteignung ihrer Läden.

Seit Abwertung der Währung am 8. Januar gilt in Venezuela ein System mit zwei Wechselkursen: Für Grundversorgungsmittel wurde der Wechselkurs auf 2,60 Bolívar je Dollar herabgestuft, für andere Güter auf 4,30 Bolivár. Präsident Chávez ließ bereits mehr als 600 Geschäfte wegen Preiserhöhungen schließen. Die Inhaber müssen zudem Geldstrafen zahlen.

Wirtschaftsexperten warnen, dass durch die neuen Wechselkurse die Inflation in Venezuela weiter ansteigen wird. Im vergangenen Jahr lag die Teuerungsrate bereits bei 25 Prozent. Kritiker werfen Chávez zudem vor, durch den Schritt vor den Wahlen im September die öffentlichen Ausgaben aufblähen zu wollen. Seit seinem Amtsantritt griff Chávez wiederholt in die Wirtschaft seines Landes ein und verstaatlichte unter anderem Banken und ausländische Industrieunternehmen.

An der Börse hat die Verstaatlichung von Exito den französischen Einzelhändler Casino nur kurzfristig belastet. Nachdem der betonte, dieser Schritt ändere nichts an den Gewinnzielen des Unternehmens, drehten die Papiere ins Plus und notierten 0,2 Prozent höher bei 61,85 Euro. Im frühen Handel waren sie um bis zu 2,4 Prozent abgerutscht.