Die Wölfin auf Wanderschaft

WAIDWERK II Rotkäppchen macht Schweden Sorgen

STOCKHOLM taz | Rotkäppchen wiegt 40 Kilogramm und ist eine Wölfin. Schwedens hartnäckigste und teuerste. Sie hat die Staatkasse mittlerweile knapp 500.000 Euro gekostet. Vor drei Jahren wanderte das russische Tier über Finnland nach Nordschweden ein. Den Kosenamen hat sie von ihrem rötlich-gelben Fell. Da mit dem inzuchtbelasteten schwedischen Wolfsbestand nicht verwandt, gilt sie als wertvoll und sollte diesen mit ihren Genen auffrischen.

Doch anders als die meisten schwedischen Wölfe siedelte sich Rotkäppchen nicht in den Wäldern Mittelschwedens an, wo ihre etwa 200 Artgenossen relativ konfliktfrei mit der Landbevölkerung auskommen, sondern blieb im Norden des Landes. Und fand Gefallen an Rentieren. Was bei den dortigen Sami für böses Blut sorgt. Zwar bekommen sie gerissene Tiere vom Staat ersetzt, doch sie beklagen den Stress der Rentiere durch die Anwesenheit der Wölfin. Dreimal wurde versucht, Rotkäppchen ein neues Revier schmackhaft zu machen: einfangen, betäuben, gen Süden transportieren, freilassen. Aber immer kam sie zurück. Einen neuen Umzugsversuch soll es jetzt nicht mehr geben. Sie ist nun durch illegale Jagd bedroht. REINHARD WOLFF