Im Zeichen des Kreuzes

„Warum kommt Omi nicht?“ Gestern hielt die Bahnhofsmission die erste Pressekonferenz in ihrer 110-jährigen Geschichte ab. Der Grund: Sie hat finanzielle Probleme. Eine Werbekampagne soll nun Abhilfe schaffen

Die Bahnhofsmission kümmert sich um jeden – da sind Journalisten keine Ausnahme. „Wir machen das hier ja das erste Mal, deshalb wollte ich Sie fragen: Fühlen sie sich ausreichend informiert?“, fragt der zuständige Missionsarbeiter nach der Pressekonferenz. Es ist die erste in der 110-jährigen Geschichte der Bahnhofsmission, und sie findet in dem kleinen bahnhofsmissions-eigenen Aufenthaltsraum am Hamburger Hauptbahnhof statt.

Die Kabel der provisorisch hochgehängten Hängelampen sind mit Kochlöffeln gesichert. Die Stühle reichen bei weitem nicht. Der stehenden Journaille wird so schon vor der Pressekonferenz das eigentliche Ansinnen deutlich gemacht: Die Kapazitäten der Bahnhofsmission sind begrenzt. Vier Missionen mussten im vergangenen Jahr aus finanziellen Gründen geschlossen werden. Grund sind die rückläufigen Kirchensteuern, die 80 Prozent des Etats der ökumenischen Einrichtung ausmachen.

Mit neuem Motto („Nächste Hilfe: Bahnhofsmission“), neuem Internetauftritt und einer Anzeigenkampagne sollen nun verstärkt Spenden und ehrenamtliche Mitarbeiter angeworben werden. Gerade im Hinblick auf die Fußball-WM 2006 sehe sich „die Mission zunehmend überfordert, ihre Aufgabe als zentraler Knotenpunkt im sozialen Netz wahrzunehmen“, erklärte die Bundesvorsitzende Maria-Eleonora Karsten.

Danach berichtet Soulsängerin und Schriftstellerin Senait Mehari, die 2003 für die taz beim Grand Prix auftrat, wie sie als 14-jähriger Bürgerkriegsflüchtling nach Hamburg kam und in der Bahnhofsmission Hilfe fand. Im Anschluss wird sie vom Leiter der Bahnhofsmission Dortmund gefragt, wann sie denn ein Bahnhofsmissionslied zu schreiben gedenke. Nach anfänglichen Versuchen, sich noch aus der Falle zu winden („Bahnhofsmission klingt natürlich nicht so gut.“) kapituliert sie schließlich („Vielleicht kann man da Mission am Bahnhof draus machen.“).

Überhaupt ist Werbung für die Bahnhofsmission kein leichtes Geschäft: Demnächst wird eine Anzeige der Bahnhofsmission geschaltet, auf der ein Junge zu sehen ist. Er sitzt auf einem Go-Kart und fragt: „Mami, warum kommt Omi nicht?“ „Weil sie nicht mehr umsteigen kann“, lautet die Antwort, worüber der Junge nicht sehr traurig zu sein scheint – er grinst vergnügt in die Kamera. Maik Dähling