Haiti liegt in Trümmern

KATASTROPHE Ein schweres Erdbeben hat die Hauptstadt Port-au-Prince zerstört. Tausende Tote befürchtet

Gleich geht die Sonne auf. Die Nachbeben gehen weiter. Wie sollen wir nur beschreiben, was wir seit fünf Uhr gestern Nachmittag gehört und gesehen haben?

Ein paar Dinge können wir bestätigen. Ja, der vierstöckige Caribbean Market ist vollständig zerstört. Ja, er war offen. Ja, der Nationalpalast ist eingestürzt. Ja, Regierungsgebäude in der Nähe auch. Ja, unzählige, unzählige andere Häuser, Kirchen, Krankenhäuser, Schulen und Unternehmen sind eingestürzt.

Tausende Menschen sind verschüttet. Kann man ihre Zahl schätzen? Genauso gut kann man die Regentropfen im Ozean schätzen. Wenn man sie aus den Trümmern zieht, kann man sie nirgends hinbringen, denn in Haiti ist medizinische Versorgung für das Volk kaum existent.

Als das Erdbeben begann, dauerte es viele Sekunden, überhaupt zu begreifen, was passiert. Das Haus schaukelte hin und her. Es fühlte sich falsch an. Es fühlte sich an wie im Film. Überall krachten Dinge herunter. Es fühlte sich an wie der Weltuntergang. Ich weiß nicht, warum mein Haus steht und meine Kinder im Bett schlafen. Es macht keinen Sinn, dass meine Babys verschont geblieben sind und tausende andere nicht.Der Horror hat gerade erst begonnen.

Aus einem Eintrag von Mittwoch früh im haitianischen Blog www.livesayhaiti.blogspot.com/

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