Renditeträume auf Grund

REEDEREIEN Die Fusion von Hapag-Lloyd und Hamburg Süd ist gescheitert. Hamburgs Senat bekommt investierte Milliarden erst mal nicht zurück

Das hatte Olaf Scholz anders versprochen: „We want our money back“, stellte Hamburgs Bürgermeister Ende März 2012 klar, als das städtische Parlament 420 Millionen Euro bewilligte, um davon Anteile an der Reederei Hapag-Lloyd zu kaufen. 2009 bereits hatte Hamburg in einer ersten Tranche Anteile im Wert von 725 Millionen erworben. Auf Renditen aber kann die Stadt wohl lange warten: Das geplante Zusammengehen von Hapag-Lloyd mit der zweitgrößten deutschen Frachtreederei Hamburg Süd ist gescheitert.

„Der Senat ist unverändert der Ansicht, dass die angestrebte Fusion von Hapag-Lloyd und Hamburg Süd für beide Unternehmen eine große Chance ist, ihre Marktposition zu stärken“, sagte gestern Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD). Zu Details wollte er sich „im Interesse einer Wiederaufnahme der Gespräche“ nicht äußern. Beide Reedereien könnten jedoch auch alleine erfolgreich sein.

Die Eigner von Hapag-Lloyd, die Beteiligungsgesellschaft „Albert Ballin“ und der Tui-Konzern, hatten am späten Sonntagabend das Ende der Verhandlungen mitgeteilt. Beide Unternehmen verhandelten seit Mitte Dezember über eine Fusion.

Grund ist nach übereinstimmenden Berichten, dass der Bielefelder Oetker-Konzern, Alleineigentümer von Hamburg Süd, und der Logistikunternehmer Klaus Michael Kühne auf keinen gemeinsamen Nenner kamen. Nach der Stadt ist Kühne im Ballin-Konsortium der zweitgrößte Anteilseigner an Hapag-Lloyd. Oetker soll die operative Führung über die fusionierte Reederei beansprucht haben. Den von Kühne geforderten Börsengang zur Kapitalbeschaffung hatte Oetker hingegen abgelehnt.

Hapag-Lloyd ist mit einem Umsatz im Jahr 2011 von 6,1 Milliarden Euro die fünftgrößte Container-Linienreederei in der Welt. Hamburg Süd steht mit einem Umsatz von 4,75 Milliarden Euro auf Platz zwölf. Bei einem Zusammenschluss der beiden Hamburger Unternehmen wäre die viertgrößte Reederei weltweit entstanden.

Das Platzen der Fusion sei „eine gescheiterte Chefsache“, befand gestern der Linksabgeordnete Norbert Hackbusch. Sein FDP-Kollege Thomas-Sönke Kluth rechnet vor, dass es statt der versprochenen Dividende von 35 Millionen Euro jährlich „neue Zinsbelastungen in Millionenhöhe für die Kredite zum Anteilserwerb“ gebe. Der Abgeordnete Anjes Tjarks (Grüne) hält das für den „Worst Case“. Sein Fraktionschef Jens Kerstan attestiert dem SPD-Bürgermeister derweil schlicht: „Zockerei“. SVEN-MICHAEL VEIT