Dominikus Müller schaut sich in den Galerien von Berlin um

„PANIKEARTH“ kann man schon von außen durch die großen Fenster des ehemaligen Ladenlokals in der Rosa-Luxemburg-Straße lesen, das jetzt das Büro der Galerie BQ beherbergt. Die mittleren Buchstaben sind dabei von einem schwungvollen Kreis eingerahmt. Und so erscheint hervorgehoben und in entsprechender Typographie der vierbuchstabige Name jenes notorischen schwedischen Möbelherstellers, der zumindest in der ersten Welt jede zweite Wohnung mit seinen Regalen, Sofas, Tischen und Stühlen ausstattet. Und da die Galerie BQ eine Galerie ohne richtigen Ausstellungsraum, dafür aber mit zwei Büros ist, hängt auch auf der anderen Straßenseite im Schaufenster jenes zweiten Raumes ein Bild. „WARMING“ ist darauf zu lesen. Eine erste Ahnung dessen, mit was sich Dirk Bell hier beschäftigt, schleicht sich ein: „Die globalisierte Welt“ vielleicht? „Die globale Erwärmung“? Irgendwo dazwischen wahrscheinlich. Im engen Keller geht es ähnlich eindeutig-zweideutig weiter: Da hängt etwa ein lapprig aufgeblasener Wasserball im Globus-Look. Amerika und China sind mit einem seltsamen, vulva-artigen Gummigebilde durch das Erdinnere miteinander verbunden. Die Bremsklotz-Allianz von Kopenhagen? Ein monströser Geheimgang des Kapitals, der Shortcut des Geldes im 21. Jahrhundert? Ob es an der Kunst oder an meinem an einem Sonntagabend routinemäßig nur schwerfällig arbeitenden Gehirn liegt, dass ich etwas ratlos zurückbleibe – nicht mal das kann ich mit Sicherheit sagen. Auf jeden Fall will ich raus aus diesem überfüllten Raum, dessen Temperatur von den vielen feucht-dampfenden Körpern schnell in kritische Höhen getrieben wird. Raus, durch den Schnee, der trotz Erderwärmung fällt wie nie zuvor in Berlin. Seltsame, nicht ganz zutreffende Logik. Aber irgendeinen Zusammenhang imaginiert man sich ja immer.

■ Dirk Bell: „...Earth“, Temporary Exhibition Space, BQ Berlin, Rosa-Luxemburg-Str. 26, Di–Fr, 11–18 Uhr, bis 10. Februar