Wer rettet Zypern?

EUROKRISE Die Inselrepublik hofft auf Hilfe aus Russland oder von der orthodoxen Kirche. Eine Zwangsabgabe der zyprischen Sparer hat das Parlament in Nikosia abgelehnt ➤Seite 3

BRÜSSEL taz | Einen Tag nach dem fulminanten „Nein“ aus Nikosia zur umstrittenen Zwangsabgabe für die Sparer auf Zypern waren die Euroretter gestern ratlos. Die Regierung der Inselrepublik müsse einen Plan B vorlegen, erklärte die EU-Kommission. Und EZB-Direktor Jörg Asmussen warnte, man könne jederzeit den Geldhahn zudrehen.

Trotzdem bewegte sich auf der Insel selbst gestern nichts. Zyperns Finanzminister Michael Sarris reiste nach Moskau, um einen russischen Kredit über 2,5 Milliarden Euro zu verlängern. Aber Russland schaltete auf stur. Hilfsbereiter zeigte sich die griechisch-orthodoxe Kirche: „Der gesamte Reichtum der Kirche steht dem Land zur Verfügung“, so Erzbischof Chrysostomos II. Einen Scheck zeigte der Kleriker allerdings nicht vor.

In Brüssel hieß es, die Eurogruppe sei zu einem neuen Krisentreffen bereit, sobald neue Vorschläge aus Nikosia vorliegen, so ein ranghoher Vertreter der Eurogruppe. Doch vor dem Wochenende rechnet niemand mit einer Lösung. Insgesamt muss Zypern rund 6 Milliarden Euro auftreiben.

Die Bundesregierung wies alle Verantwortung für das Debakel weit von sich. Obwohl Berlin zuerst und besonders laut gefordert hatte, Zyperns Bankkunden zur Kasse zu bitten, will niemand etwas mit der Zwangsabgabe für Sparer zu tun haben. Nach Finanzminister Wolfgang Schäuble wusch gestern auch Kanzlerin Angela Merkel ihre Hände in Unschuld – wiederholte aber die Forderung, der Bankensektor müsse zur Rettung beitragen.

Als Scharfmacher präsentierte sich wieder einmal FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle. Eine Pleite der Insel sei beherrschbar, sagte er. Die Eurozone sei auf alle Fälle vorbereitet. Schuld möchte am Ende aber auch Brüderle nicht sein: „Wir wollen sie nicht rausdrängen.“ ERIC BONSE