Sie wohnen schon

Heute werden die Paarungen für die Fußball-Weltmeisterschaft ausgelost. Für Bremen, als Austragungsort verschmäht, spielt das immerhin indirekt eine Rolle: Das schwedische Team wird sich in einem Bremer Nobelhotel einquartieren – was die dortigen Bediensteten schon vorab zu Schweden-Fans macht

von Markus Flohr

Bis vor ein paar Monaten wusste Jens Wehrenberg nicht, wie gut der schwedische Nationalspieler Henrik Larsson Tore vorbereiten kann, und aus welchen Winkeln sein Sturm-Kollege Zlatan Ibrahimovic sie dann erzielt. Wehrenberg interessiert sich eigentlich nicht für Fußball. Handball hat er früher gespielt, und er ist gerudert. Jetzt ist er im Park Hotel Bremen für Marketing zuständig, dem WM-Quartier der Schweden. Zwar war im Hotel schon mal die deutsche Nationalmannschaft zu Gast, aber so viel internationale Fußball-Prominenz wie im kommenden Sommer – das gab‘s im Park Hotel noch nie.

Anfang Juni ziehen die Schweden für mindestens drei Wochen ein und bringen die Weltmeisterschaft 2006 auch nach Bremen. „Die Holländer, die Portugiesen und die Engländer waren auch hier und haben sich umgesehen“, sagt Wehrenberg. „Die Schweden waren schon im Sommer sicher: Hier wollen wir wohnen.“ Die Gründe laut schwedischem Fußballverband: Man wollte ein Hotel, in dem sich die Mannschaft mit anderen Gästen mischen kann. Ferner wollte man kurze Wege zum Trainingsplatz und in die Innenstadt, damit die Spieler auch mal in der City beim Kaffee ausspannen können. Und man wollte eine nicht allzu hohe Distanz zum Heimatland Schweden, damit die schwedischen Fans der Mannschaft einigermaßen unaufwändig nachreisen können.

Also musste sich das Team nur noch qualifizieren. „Ab da saßen wir hier auch vor dem Fernseher und haben die Daumen gedrückt“, so Hotel-Sprecher Wehrenberg. Als Schweden am 12. Oktober 3:1 gegen Island gewann, war klar: Bremen ist während der WM Zuhause der „Svenska Fotbolls-Landslag“.

Das Hotel im Bremer Bürgerpark sperrt für die insgesamt 40 Spieler und Betreuer den kompletten Ost-Flügel seines Gebäudes ab, das durch einen großen Kuppelbau in der Mitte wie ein Schloss aussieht. In jedem der Zimmer stehen Betten, die auch für zwei Menschen noch zu groß sind. Vor dem Fenster breitet sich auf der einen Seite der Holler See aus – auf der anderen laden die Grasmatten des Bürgerparks ein zu einer Extra-Trainings-Einheit. Falls ein Spieler nach dem Training auf dem Platz 11 am Weserstadion noch Lust dazu hat. Der Zimmerpreis liegt zwischen 180 und 325 Euro pro Nacht. Für das schwedische Team zahlt der internationale Fußballverband FIFA.

Der schwedische Journalist Mats Härd von der Tageszeitung „Göteborgs-Posten“ machte sich am 15. Oktober ein wenig lustig über das Bremer Luxus-Domizil. Er überlegte, was die Mutter des schwedischen Verbands-Präsidenten Lars-Åke Lagrell wohl darüber gedacht hätte: „Ich musste in Bremen an Lars-Åke Lagrells Mutter denken. Sie ist aus Småland, genau wie ihr Sohn, und würde finden, dass das Alles reiner Luxus ist, übertrieben und unnötig. Das Geld hätte man besser verwenden können, zum Sparen zum Beispiel.“

Für Bremen sei der Besuch aus dem Norden wirtschaftlich ein Glücksfall, sagt Jens Wehrenberg: Er erwartet zwischen 400 und 600 Presse-Vertreter in der Hansestadt. Wehrenberg geht bei der Schätzung von den Zahlen bei vergangenen internationalen Turnieren aus.

Hinzu kommen die Fans, die ihrem Team hinterher reisen. Einen Vorgeschmack auf den Ansturm in Gelb-Blau hat das Hotel bereits erlebt: In der Nacht, nachdem der schwedische Verband Bremen offiziell zum Quartier erklärt hatte, musste das Hotel sein Online-Buchungssystem aus dem Internet nehmen, da sich mehr neue Gäste ins Park-Hotel einbuchen wollten, als das Hotel mit seinen 177 Zimmern hätte aufnehmen können. Fast alle Anfragen kamen aus Schweden.

Lars Richt, technischer Direktor des schwedischen Fußball-Verbandes, trägt den Bremern einen charmanten Vorschlag an: „Bremen ist zwar kein Spielort bei der WM, aber wir hoffen und glauben, dass wir, gleich nach Deutschland, Bremens Team bei der WM werden.“