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Deutsche Szene? Nein, wir meinen nicht Tokio Hotel, Wir sind Helden, Silbermond, die Sportfreunde Stiller oder Nena. Wir meinen keine Sporthallen, Rockfestivals oder Kulturhäuser. In dieser Woche gehen wir ausschließlich in die kleinen Clubs, zahlen nur wenig Eintritt und sind auch keinesfalls bereit, sündhaft teures Bier aus Plastikbechern oder Plastikflaschen zu trinken. Natürlich ist die Astra-Stube der Ort, wo wir unser Glück finden werden. Denn hier werden sich Die Radierer auf der Winzbühne drängen. Wer? Die Älteren könnten sich erinnern, den Jungen sei die Neuentdeckung ans Herz gelegt. Von Limburg aus wollte diese Band mit spleenigem New Wave die Welt erobern und, na ja, zumindest das Herz von Alfred Hilsberg haben sie in den Achtzigern im Sturm genommen. Wunderbare Platten auf dem ZickZack-Label erzählen davon. Jetzt sind sie in etwas anderer Besetzung wieder da, wollen nach ihrer Jugend wohl auch ihre besten Jahre verschwenden. Recht so! Pflichttermin. Tags zuvor sind auf der anderen Straßenseite, im Fundbureau, AK-4711 aus Hamburg zu Gast, deren Sound die Veranstalter mit einem Schnellfeuergewehr, das Kölnisch-Wasser feuert, vergleichen. Das erste Album wurde produziert von Andy „Gang Of Four“ Gill, unter www.ak4711.com kann man einige Stücke daraus hören. Manche meinen: Durchgeknallt! Wir meinen: Überflüssig. Ganz und gar nicht überflüssig dagegen eine andere Hamburger Band, die den punkigen Namen Abbau West trägt und ebenfalls am Donnerstag im Hafenklang zu sehen ist. Wenn sie uns abbauen, bauen wir uns auf, dachten sich drei Ex-Mitglieder der 2003 aufgelösten Band Concord, ergänzt um Franko Wolenski. Zusammen sind sie Abbau West: Postpunk und New Wave, „songorientierte Musik“ wird zum Vortrag gebracht. Und weil wir heute in Zitierlaune sind: „Indie ohne Idylle und Schulterklopfen, Punk ohne Saufkult und selbstgerechten Szene-Autismus, New Wave ohne Rumgekokse auf Berlin-Mitte-Kneipenklos.“ Live ein ziemliches Spektakel, versprochen! Ach ja, wer partout keine Lust auf Konzerte hat, wer lieber eine kluge Lesung hören möchte, etwa zum Thema „Poplinke, Antifa und Bushido. Oder: Wie die Comics in die FAZ kamen“, der wird nicht zögern, am Montag die Weltbühne aufzusuchen. Dort verliert Günter Jacob sicher auch das eine oder andere Wort zum Thema „Deutsche Szene“. Marek Storch
Kaum eine Woche, so scheint‘s, vergeht derweil ohne das Gastspiel irgendeines Vertreters der Anticon-Posse. Wie das Schaffen der nordkalifornischen Truckermützenträger längst nicht mehr auf das HipHop-Genre zu beschränken ist, so wenig greifbar ist, was der Multiinstrumentalist Alias so treibt: Zuletzt fertigte er mit seinem Bruder Ehren ein abstrakt-elektronisches Tribute-Album für beider Großmutter. „Was live passiert“, so die Veranstalter aeines anstehenden Konzerts, „ist völlig offen.“ Sein Bruder ist, weil minderjährig, übrigens nicht dabei. Ebenso wenig die Antipop-Consortium-Überbleibsel Airborn Audio, die ihre Europa-Tour kurzfristig abgesagt haben.  aldi

Die Radierer: Fr, 9. 12., 22 Uhr, Astra StubeAK-4711: Do, 8. 12. 21 Uhr, FundbureauAbbau West: Do, 8. 12., 22 Uhr, HafenklangGünter Jacob: Mo, 12. 12., 20 Uhr, WeltbühneAlias: Mi, 14. 12., 21 Uhr, Hafenklang