Feminismus in der Kunst: Was sich nicht erledigt hat

Die Gesellschaft für Aktuelle Kunst widmet sich dem Feminismus. Die jungen KünstlerInnen gewinnen ihm dabei etwas sehr Subtiles und Unterhaltendes ab.

Shannon Bool: "The Lipps. 24 Horizontal Pouts" und "Broken Pole". Bild: Tobias Hübel / GAK

BREMEN taz | Erwarten Sie jetzt nichts Feministisches! Also, nein, natürlich, genau darum geht es ja in dieser Ausstellung: "Girls can tell", in der Gesellschaft für Aktuelle Kunst (GAK) in Bremen. Aber vergessen Sie dieses Kämpferische, Aggressive, dieses Verbissene, was dem Thema anhaftet, dieses stets Ernsthafte, das klar Politische und sehr Plakative. Und auch diese Sachen aus den Siebzigern und Achtzigern. Da waren die KünstlerInnen - ja, natürlich sind auch Männer dabei - die hier gezeigt werden, alle noch Kinder. Wenn überhaupt.

Natürlich liegt es den Ausstellungsmacherinnen fern, zu suggerieren, das mit dem Feminismus hätte sich ja nun doch erledigt. Also durch gelebte Gleichberechtigung und so. Nein, hat es nicht. Und doch haben sie in der GAK ein wenig Angst, dass ihnen vorgeworfen wird, eine politisch weichgespülte, konsumfreundliche Ausstellung zu zeigen. Also eine, die den Kampf um die Sache gefährdet. Sie suchen einen anderen Umgang mit dem Thema, in der Hoffnung, dass die Welt doch ein wenig weiter ist.

Genauso wenig, wie sie in der GAK um ihres Geschlechtes willen Künstlerinnen zeigen wollen, wollen sie eben jene für den Feminismus irgendwie vereinnahmen. Sie sollen hier nicht offensiv Position beziehen müssen. Trotzdem ist das Feministische auch ihr Thema. Und so sind die Positionen hier allesamt etwas subtiler, leichtfüßiger, unterhaltsamer. "Das Schmieden der Waffen wird unterbrochen, um diese Waffen einzusetzen", heißt es dazu im Begleittext. Aber das klingt auch schon viel zu martialisch.

Es soll ja auch Spaß machen, so wie in Nina Hoffmanns "Gruppenbild mit Dame", in der acht Männer ein altes Foto mit Hollywood-Starlets nachstellen und die Künstlerin das hernach durch ihre Kolorierung vollkommen überzeichnet, ins Absurde, aber auch Androgyne. Oder so wie bei Shannon Bool, die alte Schwarz-Weiß-Fotos von traumhaft leeren Stränden mit grell rosa Lippen von Popstars unserer Tage kombiniert. Auch Bools "Broken Pole", eine angedeutete Tanzstange aus Messing, ist noch einmal in der GAK zu sehen. Obwohl, oder gerade weil Bool selbst sich bestimmt nicht als feministische Künstlerin sieht.

Etwas ernsthafter, quasi klassisch-feministischer ist da schon Anna Ostoyas Fotomontage "The Tradition of Intensity and Force", mit sie die männlich dominierte Rezeption der Kunst und Avantgarde wunderbar entlarvt und konterkariert. Wenn auch im Grunde nur für jene, die wissen, wer da abgebildet wird. Auch Verena Issel arbeitet in "Abenteuer reisender Frauen" sehr hintergründig, denn die auf den ersten Blick wirre Installation aus irgendwelchen Fundstücken bezieht sich auf ein Buch - von 2012! -, dass überkommene, ja: überwunden geglaubte Rollenbilder fortschreibt, als wäre nichts gewesen.

Aber es geht hier auch immer wieder um im Grunde immer noch männlich konnotierte Aggression und Körperlichkeit, sei es beim Armdrücken, sei es beim Raufen oder der Pornografie. Oder der Waffengewalt: "Curious and cold epicurian young ladies" heißt ein schillernd-glänzender, von der Decke hängender Flachmann, von Maria Loboda gebaut. Er verspricht, eine Wasserstoffbombe zu sein, die explodiert, sobald einer die Flasche aufschraubt. Aber das alles könnte natürlich auch nur eine schöne Geschichte sein.

Bis 2. Februar 2014, GAK, Teerhof 21, Bremen

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