West-Linke stützen Dietmar Bartsch

MACHTKAMPF Die Linkspartei in Schleswig Holstein kritisiert die Stimmungsmache gegen den Ostrealo

BERLIN taz | Der Linksparteiparlamentarier Raju Sharma ist neu im Berliner Politbetrieb und fassungslos. Seine Westgenossen aus NRW und Baden-Württemberg haben Briefe an den Fraktionschef der Linkspartei, Gregor Gysi, geschrieben. Darin wird dem Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch unterstellt, er habe Details aus Lafontaines Privatleben an den Spiegel weitergegeben. Bartsch weist diese Diffamierung zurück. Die Atmosphäre in der Partei ist vergiftet.

„Solche Stimmungsmache schadet der ganzen Partei“, sagt Sharma, der in Kiel in der Staatskanzlei des CDU-Ministerpräsidenten gearbeitet hatte. „Lafontaine ist wichtig für die Partei, Bartsch auch“, so Sharma. Bartsch habe sich stets effektiv um die kleineren Landesverbände im Westen gekümmert. Uli Schippel, parlamentarischer Geschäftsführer der Linke-Landtagsfraktion, sagt: „Die Wahlerfolge der Linken in Schleswig-Holstein wären ohne Dietmar Bartsch nicht denkbar gewesen.“ Auch in Bremen sehen das viele Genossen so. Dort wird der Landesvorstand am Sonntag über die Haltung im Konflikt beraten.

Der Machtkampf in der Linkspartei folgt nicht starr der Ost-West-Linie. Auch im Westen wollen manche, dass Bartsch im Mai in Rostock wieder zum Bundesgeschäftsführer gewählt wird – und dass der Lafontaine-Vertraute und Aufbau-West-Beauftragte Ulrich Maurer nicht noch mehr Einfluss gewinnt.

Heinz-Werner Jezewski, Vorsitzender der Linke-Landtagsfraktion in Kiel, stört sich besonders an der klandestinen Art dieses Machtkampfes. „Wer Rücktrittsforderungen in einem Brief veröffentlicht, diesen aber nicht an die betreffende Person adressiert, der will nicht klären und lösen. Der will nur stänkern.“

Hintergrund der Auseinandersetzung ist das offenbar getrübte Verhältnis zwischen Parteichef Oskar Lafontaine und Dietmar Bartsch. Bartsch, so der Vorwurf, soll einem Nachrichtenmagazin gegenüber kritische Bemerkungen über Lafontaines mangelhafte Präsenz als Parteichef im Karl-Liebknecht-Haus fallen gelassen haben. Dafür ist Bartsch intern in einer Sitzung der Bundestagsfraktion kritisiert worden. Offenbar versuchen manche auf dem linken Flügel der Partei, die Gelegenheit zu nutzen, um den pragmatischen Bartsch zu entmachten. Der Ausgang dieses Streits ist offen. Am Montag trifft sich die Bundestagsfraktion der Linkspartei zu einer Klausurtagung. STEFAN REINECKE