DIE DREI FRAGEZEICHEN
: „Sehr subtile Effekte“

WAS? In der Justizvollzugsanstalt Dortmund wurde eine rosafarbene Zelle wieder weiß gestrichen – sie sollte beruhigend auf Häftlinge wirken. In Attendorn und Hagen geht der Versuch hingegen weiter

taz: Herr Funke, kann eine rosa Zelle tatsächlich beruhigend wirken?

Joachim Funke: Eine Umgebung mit tristen Farben wirkt psychologisch natürlich unangenehmer als eine bunte. Aber letztlich handelt es sich um sehr subtile Effekte, die machen aus einem aggressiven Menschen kein sanftes Lamm. Ich bin nicht davon überzeugt, dass wir als Psychologen mit so einer Maßnahme unsere Arbeit getan haben. Es ist schön, wenn wir darüber nachdenken, wie man Gefängniszellen gestaltet, aber das ist nur ein ganz kleiner Baustein. Es geht vor allem darum, aktiv mit den Häftlingen zu arbeiten und zu sprechen. Das ist natürlich aufwendiger als der Anstrich einer Zelle.

Wäre Grün nicht ohnehin schöner als Rosa?

Mir sind keine empirischen Befunde bekannt, die zum Beispiel die beruhigende Wirkung von Grün belegen. Der eine liebt es, der andere findet es potthässlich. Ich denke, der Cooling-Down-Effekt einer Arrestzelle ergibt sich einfach dadurch, dass man ein paar Stunden allein in einer Zelle ist, egal welche Farbe sie hat.

Kann es demütigend sein, einen männlichen Häftling in eine rosa Zelle zu sperren?

Natürlich, Farben besitzen ja mehrere Konnotationen. Ein Häftling kann das durchaus so empfinden, dass er in eine angeblich „schwule“ Umgebung gesteckt wird. INTERVIEW: ERIK WENK

■ Joachim Funke lehrt Psychologie an der Universität Heidelberg