Bildung: Unterricht in der Sardinenbüchse

In Pankow fehlen in den nächsten fünf Jahren 6.000 Grundschulplätze, ähnlich ist es in Friedrichshain-Kreuzberg. Helfen soll der Finanzsenator.

Bitte zusammenrücken, es kann eng werden! Bild: dpa

Kinder in Pankow müssen in den nächsten Jahren zusammenrücken: Bis 2017 fehlen im bevölkerungsreichsten Bezirk mindestens 6.000 Grundschulplätze, sagt die für Schulen zuständige Bezirksstadträtin Lioba Zürn-Kasztantowicz. Ursache des Engpasses ist die große Zahl von Kleinkindern, deren Eltern in den vergangenen Jahren in den Bezirk gezogen sind und die jetzt ins schulfähige Alter kommen. „Dabei sind die Familien und Kinder, die in den nächsten Jahren herziehen, noch gar nicht mit eingerechnet“, so Zürn-Kasztantowicz.

Und das sind eine ganze Menge: 60.000 Menschen werden laut der Bevölkerungsprognose der Senatsverwaltung bis 2030 zusätzlich in Pankow leben. Das entspricht einem Bevölkerungswachstum von 16,3 Prozent, mehr als doppelt so viel wie im Berliner Durchschnitt. Gründe für das Wachstum sieht die Stadträtin vor allem in der Attraktivität der Stadtteile Prenzlauer Berg und Weißensee für junge Familien. „Ein Großteil der neuen Wohnungen kommt aus der Nachverdichtung“, erklärt sie, „also aus Neubauten in Hinterhöfen und Häuserlücken oder dem Ausbau von Dachstühlen.“

Neue Schulplätze entstehen, aber nicht schnell genug: „3.000 Plätze haben wir zwischen 2007 und 2011 geschaffen“, sagt Zürn-Kasztantowicz. Fünf Grundschulen wurden neu gebaut, drei weitere sind durch An- oder Umbauten bestehender Schulgebäude entstanden. „Jetzt gibt es kaum mehr Liegenschaften oder Grundstücke, die wir verwenden können.“ Die Kapazität von 2.000 zusätzlichen Schülern, die das Grundschulnetz momentan noch verkrafte, könnte 2014 aufgebraucht sein. Zürn-Kasztantowicz fordert deswegen mehr Unterstützung vom Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos).

Sie ist nicht allein mit ihrem Anliegen. Auch Monika Hermann (Grüne), langjährige Bezirksstadträtin für Schule in Friedrichshain-Kreuzberg, schimpft auf die Finanzverwaltung, die sich anders als die Senatsschulverwaltung wegducke. „Ich habe schon 2006 Alarm geschlagen, dass wir zu wenige Kita- und Grundschulplätze haben werden. Aber die Senatsverwaltung für Finanzen hat unsere Vorhersagen nie ernst genommen“, sagt Hermann. Die Finanzverwaltung habe den Bezirk auch nicht dabei unterstützt, den Verkauf von städtischen Gebieten an Privatinvestoren mit Auflagen zu verknüpfen, zum Beispiel dem Bau einer Kita bei einer bestimmten Anzahl von neuen Wohnungen.

Nicht nur das. „Vor zwei Jahren, als es einen kleinen Knick in der Bevölkerungsentwicklung gab, wurden wir sogar aufgefordert, Schulen zu schließen, um Geld zu sparen“, berichtet Pankows Stadträtin Zürn-Kasztantowicz. Außerdem dauere es wegen langer Planungsfristen viel zu lange von der Anmeldung des Gebäudebedarfs bis zur Fertigstellung eines Gebäudes; wenn es gut laufe, acht Jahre. „Das ist viel zu langsam für unsere Schulengpässe.“

Aus der Pressestelle der Senatsverwaltung für Finanzen war am Dienstag indes nur zu vernehmen, die Themen Schule und Bildung seien für den Senat von größter Bedeutung. Gemeinsam mit der Fachverwaltung und den schnell wachsenden Bezirken werde ein verlässliches Schulangebot sichergestellt.

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