Norwegens Deportation von Juden: Entschuldigung nach 70 Jahren

Die norwegische Polizei spielte eine zentrale Rolle zum Auftakt der Deportation von Juden im Auftrag der deutschen Besatzer. Dafür hat sie sich jetzt entschuldigt.

Regierungschef Jens Stoltenberg hat sich bereits entschuldigt, jetzt auch Norwegens Landespolizeichef. Bild: dpa

OSLO dpa/afp | Sieben Jahrzehnte nach der Deportation norwegischer Juden in deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager hat sich die Polizei in Oslo erstmals für ihre aktive Beteiligung am Holocaust entschuldigt.

Die heimische Polizei spielte eine zentrale Rolle zum Auftakt der Deportation im Auftrag der deutschen Besatzer Norwegens. Der jetzige Landespolizeichef Odd Reidar Humlegård sagte im TV-Sender NRK: „Ich will mich entschuldigen im Namen der norwegischen Polizei und aller, die mit der Deportation norwegischer Juden in Konzentrationslager zu tun hatten.“ Auch in der Zeitung Dagsavisen bat er um Verzeihung.

Die Entschuldigung des Polizeichefs fiel mit dem 70. Jahrestag der Deportation von 532 Juden zusammen, die am 26. November 1942 mit dem Frachtschiff „SS Donau“ in Konzentrationslager gebracht worden waren. Insgesamt wurden nach Regierungsangaben während des Zweiten Weltkriegs 772 in Norwegen lebende Juden festgenommen und deportiert. Nur 34 von ihnen überlebten. Anfang des Jahres hatte sich bereits Regierungschef Jens Stoltenberg wegen der Deportationen entschuldigt.

Der 89-jährige Samuel Steinmann sagte der Nachrichtenagentur NTB als einziger noch lebender jüdischer Überlebender der Deportationen: „Man muss wohl sagen, dass es höchste Zeit für die Entschuldigung war. Es ist gut, sie zu hören.“

Insgesamt starben durch den Holocaust 765 Juden in Norwegen. Vor der deutschen Besetzung 1940 hatten hier gut 2000 Juden gelebt. Nach Angaben des norwegischen Holocaust-Zentrums waren an den Deportationen auf Anweisung der mit den Nazis kollaborierenden Regierung ausschließlich Norweger im Einsatz.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.