Beeindruckendes Weihnachtsmärchen

Kinder aus Bremen und Riga stehen gemeinsam auf der Musicalbühne. Probenarbeit unter Profibedingungen

Bremen taz ■ Insgeheim träumt Annika davon, in der Neuen Flora in Hamburg beim „Tanz der Vampire“ aufzutreten. „Das stelle ich mir großartig vor“, sagt sie mit einem Strahlen in den Augen. Den ersten Schritt hat die 14-Jährige schon hinter sich: Ab heute steht sie mit 30 anderen Kindern und Jugendlichen in der Kirche St. Stephani auf der Bühne. „Das Geschenk der Liebe“ heißt ihr Weihnachtsmusical – und die jungen KünstlerInnen müssen sich damit wahrlich nicht verstecken.

Es ist ein außergewöhnliches Projekt, dieses musikalische Märchen. Nicht nur, dass es sich um eine gemeinsame Produktion des Bremer Weltspiels mit dem Kulturzentrum „Imanata“ der Bremer Partnerstadt Riga handelt. Das Stück wird zunächst in St. Stephani gezeigt (heute und Sonntag um 18 Uhr, Samstag um 16 Uhr, Karten an der Abendkasse), in der nächsten Woche dann auch in Lettland. Hier auf deutsch, dort auf lettisch, hier übernehmen die Bremer Kinder die Hauptrollen, dort ist es umgekehrt. Sogar in der Inszenierung werden sich die Aufführungen unterscheiden, vom Bühnenbild bis zur Choreografie.

60 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 15 Jahren hatten sich ursprünglich in Bremen gemeldet, doch nur 16 blieben nach einem Casting übrig. Fünf Monate lang haben sie nun unter professionellen Bedingungen geprobt: Birgit Wendt-Thorne, Leiterin einer Singschule und Stimmbildnerin, übernahm die musikalische Leitung, Saskia Hofman vom Opernensemble des Bremer Theaters entwickelte die Tanzszenen.

„Wir wollten bewusst kein Projekt, von dem es am Ende heißt: gut gemeint“, betont Organisator Stephan Pleyn vom Bürgerhaus Weserterassen. Das ist der Inszenierung anzumerken. Hier entstand kein Kinderkrippenspiel, es ist ein beeindruckendes Weihnachtsmärchen, stimmlich, musikalisch, optisch.

Auch Arnis Miltins schien bei der Hauptprobe zufrieden. Miltins, in Lettland ein TV-Star, komponierte die Musik zur Erzählung der finnischen Autorin Anna Zigure und hat das Musical mit Rigas Kindern selbst einstudiert. „It‘s german“, sagt er nun und lächelt. „Es ist deutsch. Sehr interessant, ich liebe es.“

Das tut Lisa auch. Lisa ist zehn und spielt einen Hund in der Geschichte um einen Jungen, in dessen Zimmer in der Nacht vor Heiligabend wundersame Dinge passieren. Sie mache das unheimlich gerne, sagt sie. Die Woche schulfrei in Riga ist aber auch nicht zu verachten. Und Annika schwärmt, es sei so professionell. „Die Kostüme, die Maske, alles.“ Ein bischen eben wie in der Neuen Flora. Achim Graf