Musikstadt Hamburg: Hello Goodbye

Lindenberg oder Lennon? In Hamburg ist diese Frage erst mal entschieden: Das Beatles-Museum schließt, ein Lindenberg-Museum soll kommen. Was für ein Eigentor

Beatles finden alle gut. Auch der Panikrocker Lindenberg Bild: dpa

Hamburg taz | Dieser Samstag ist der letzte Tag, an dem das Beatles-Museum an der Reeperbahn geöffnet ist. Ab 1. Juli ist es für immer dicht.

Der heutige Samstag ist zugleich der erste Tag, an dem Udo Lindenberg bei seiner Morgentoilette ein museumsreifes Gesicht im Spiegel sieht, für das es voraussichtlich wirklich ein Museum geben wird. Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) hat Lindenberg Räume besorgt, in denen er seinen lange gehegten Wunsch eines eigenen Museums verwirklichen könnte. Noch ist nichts entschieden. Die Kultursenatorin sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir das zusammen hinbekommen können.“

Das eine Museum geht, das andere kommt. Was bedeutet das für die Museumslandschaft der Stadt? Zunächst: nicht so viel. Beatles-Museum und Lindenberg-Museum sind beide eher für das Stadtmarketing interessant als für das hiesige Kulturpublikum. Weil Museen mit derart eingegrenzten Themen in der Regel genau einmal besucht werden. Die Themen reichen in die Höhe, aber nicht in die Breite. Lindenberg und die Beatles sind Imageträger, sie haben nur Bedeutung für die Marke Hamburg, nicht aber für Hamburg selbst.

Die Stadt hat das privat finanzierte Beatles-Museum nicht subventioniert. Geschäftsführer Folkert Koopmans wollte auch kein Geld, ihm hätten Hinweisschilder, eine Bushaltestelle und eine Einbindung in das Tourismuskonzept der Stadt gereicht – aber dazu kam es nicht. Dem Museum ging nach drei Jahren die Puste aus: Zu wenige Besucher kamen, um die hohen Fixkosten, die unter anderem die Miete des Gebäudes an der Reeperbahn verursachten, zu stemmen. Koopmans, der mit seiner Konzertagentur FKP Scorpio bundesweit Großveranstaltungen organisiert, machte die Stadt für den ausbleibenden Erfolg mitverantwortlich – und dachte laut darüber nach, den Firmensitz aus Hamburg wegzuverlegen.

An der Idee eines Museums bastelt Lindenberg seit Jahren. Nachdem er von der Stadt keine Unterstützung bekam, drohte er 2010 mit einem Umzug nach Berlin.

Entstehen soll das Museum in der Speicherstadt.

Die Panik-City soll nicht nur ein Museum sein, sondern auch Workshops für Nachwuchsmusiker anbieten.

Finanzielle Unterstützung erhofft sich Lindenberg von der Hamburg Marketing und Hamburg Tourismus GmbH. Bei letzterer heißt es, man werde mit Lindenberg Gespräche führen, aber Lindenberg habe keine Sonderstellung.

Beim Lindenberg-Museum dagegen übernimmt die Stadt eine andere Rolle. Zwar ist ihr finanzielles Engagement noch unklar, klar aber ist, dass die Stadt dem Museum beim Mietpreis für die Räume in der Speicherstadt entgegenkommen will. Lindenberg will am liebsten an die „Museums- und Actionmeile“ und meint damit die Gebäude neben dem Miniatur-Wunderland und dem Hamburg Dungeon.

Lindenberg statt Lennon also? Auch nach Stadtmarketing-Kriterien ist das eine unverständliche Prioritätensetzung. Die Beatles sind Weltstars, Lindenberg ist das nicht. Die Fangemeinde der Beatles ist generationenübergreifend, die Fangemeinde von Lindenberg altert mit Lindenberg.

Die Beatles brauchten Hamburg, um eine Band zu werden, jetzt brauchen sie Hamburg nicht mehr. Lindenberg brauchte Hamburg, um seine eigene Marke zu werden, jetzt braucht er Hamburg, um seine Selbstvermarktung voranzutreiben.

„Panik-City“ soll sein Museum heißen. Es könnte einem Angst und Bange werden.

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