Chefredakteur mit Muskeln

Anfang Februar, als Arnold Schwarzenegger bei der Eröffnung der Ski-Alpin-WM in Schladming auftrat, spekulierte man noch darüber, ob der Muskelmann in seiner alten Heimat den Bundespräsidenten spielen wolle. Schließlich ist er seit dem Ende seiner Amtszeit als Gouverneur vor zwei Jahren ohne festes Engagement.

Dass er nun Chefredakteur der US-Magazine Muscle & Fitness und Flex werden will, wie er selbst verkündete, kommt daher etwas überraschend. Aber warum sollte der Experte für eh alles nicht auch ein brillanter Journalist werden?

Schließlich hat der mit 20 Jahren jüngste Mister Universum (1967), der mit 21 in die USA auswanderte, schon als Bodybuilder Erfolge gefeiert und ein Restaurant – Schatzi on Main in Santa Monica – erfolgreich betrieben. Als Immobilienmakler erwirtschaftete er ein Millionenvermögen, bevor er in eher dialogarmen, aber muskelbetonten Rollen in Hollywood zur Legende wurde und schließlich als Gouverneur von Kalifornien sein Herz für Umweltschutz und Alternativenergien entdeckte.

Die Anabolika-Magazine, denen er jetzt seinen Stempel aufdrücken will, hat er schon als Teenager in der steirischen Gemeinde Thal bei Graz verschlungen, wo er 1947 in kleine Verhältnisse hineingeboren wurde. Sie sollen, so verrät er jetzt, den Ausschlag gegeben haben, dass er vom Vereinsfußball zum Bodybuilding umstieg und schließlich die beengte Heimat Richtung USA verließ. Bald darauf schon modelte er für seine Lieblingsmagazine. Keiner posierte so oft für den Titel von Muscle & Fitness wie „the Austrian Oak“.

Sicher ist, dass er sein ganzes Leben von einem unbändigen Ehrgeiz getrieben wurde. Sonst hätte er sich nicht über mehrere Universitäten, die ihm als Ausländer kein Vollstudium erlaubten, bis zum Bachelor in Volkswirtschaft durchgebissen. Den Weg ins höchste politische Establishment ebnete er sich durch die Ehe mit Maria Shriver aus dem Kennedy-Clan.

Diese glamouröse Verbindung endete bekanntlich durch Arnies Geständnis, er hätte die Hausangestellte geschwängert. Die Scheidung war eine der wenigen Niederlagen in seinem Leben. RALF LEONHARDT