Mehr Anzeigen über Onlinewachen : Mal eben bei der Polizei vorbeigesurft

Im Internet geht es schneller: Auf Internetwachen können Bürger per Mausklick Strafanzeigen erstatten. Fünf Bundesländer wehren sich dagegen.

Nicht immer ist eine Beweisaufnahme vor Ort notwendig. Bild: photocase / ruewi

BERLIN taz | Ist das Fahrrad weg oder das Auto verkratzt, ersparen sich viele Menschen heute den langen Weg zur Polizeiwache. Sie erstatten Anzeige in sogenannten Onlinewachen.

In elf Bundesländern hat die Polizei mittlerweile eine Onlinewache eingerichtet, in der Bürger Hinweise geben oder Strafanzeigen erstatten können. In den restlichen Bundesländern stellen sich die Behörden noch gegen eine digitale Polizeiwache.

Je nach Bundesland nutzen Bürger die Internetwache in einem unterschiedlichen Ausmaß. Am meisten wird sie in Nordrhein-Westfalen aufgesucht: 2011 erfasste die Polizei über 55.000 Anzeigen. Auch die Berliner nutzen emsig das Angebot der Polizei, jede zehnte Anzeige wird dort mittlerweile im Netz erstattet. So gehen bei der Polizei in Berlin täglich 170 Hinweise und Anzeigen über die Onlinewache ein. In Hamburg dagegen sind es nur circa zehn pro Tag.

Die Online-Angebote scheinen auf die Probleme der einzelnen Bundesländern ausgerichtet zu sein. Wer beispielsweise in Mecklenburg-Vorpommern Straftaten im Zusammenhang mit Extremismus melden möchte, findet dafür extra einen Link. Auf der Internetseite der Polizei Berlin gibt es einen direkten Link für die Anmeldung von Versammlungen und Demonstrationen.

In Niedersachsen finden Nutzer sofort einen passenden Link, um einen Fahrraddiebstahl zu melden. Die meisten Onlinewachen haben auch eine Kategorie zu Internetauktionen. „Damit reagiert die Polizei auf eine steigende Zahl der Internetbetrugsfälle“, sagt Thomas Neuendorf, Sprecher der Polizei Berlin.

Bedenken wegen Anonymität

Für die steigende Beliebtheit der Internetwachen gibt es viele Gründe. Während es bei der Polizei Öffnungs- und Wartezeiten gibt, kann im Netz jederzeit eine Anzeige erstatten werden. „Die Hemmschwelle ist online geringer“, meint Michael Haug von der Polizei Baden-Württemberg. Vor allem junge Menschen nähmen das Angebot wahr, sagt ein Sprecher der Berliner Polizei.

Die erste deutsche Onlinewache ging 2003 in Brandenburg online. Nicht nur dort gab es anfangs Bedenken. Die Befürchtung, Onlineanzeigen würden falsche Verdächtigungen und anonyme Anzeigen fördern, hat sich zwar nicht bewahrheitet, einige Polizeistellen sehen aber immer noch qualitative Unterschiede zur herkömmlichen Polizeiwache. „Es ist ein Unterschied ob ein Beamter die Anzeige aufnimmt oder der Bürger einfach losschreibt“, sagt Andreas Schöpflin, Polizeisprecher in Hamburg. In vielen Fällen müsse die Polizei noch einmal nachfragen.

Fünf Bundesländer haben immer noch Bedenken eine Onlinewache einzuführen. Die Polizei Bayern meint: „Die Hemmschwelle, unwahre Angaben gegenüber einem Polizeibeamten zu machen, ist ungleich höher als einen Sachverhalt lediglich auf elektronischen Weg mitzuteilen.“

Kritisch sieht die Polizei Soziale Netzwerken für Ermittlungen zu nutzen. Nur Niedersachsen, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern verwenden Facebook, um Fahndungen und Aufrufe zu posten. In Bremen verbiete es die Senatorin für Finanzen, Facebook zu nutzen, sagt Rainer Gausepohl, Sprecher für Inneres der Stadt Bremen.

Für den Fall, dass es sich die Senatorin anders überlegt, habe sich die Polizei Bremen aber schon mal eine Facebook-Profil gesichert.

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