HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: An einem Bahnhof

Von hier fahren Leute weg. Vor den Zugtüren stehen Paare und umarmen sich. Hier kommen auch Leute an. Aber die Begrüßungsumarmungen der Paare wurden von der Bahnhofspolizei zusammen mit den Drogenhändlern verdrängt, auf das Umland und den dortigen Flughafen.

„Fieps, jetzt komm mal aber hier rüber.“ Fieps ist jedoch ganz froh darüber, überhaupt da zu stehen, wo er steht. Obgleich die Menschen ganz ruhig rumstehen, verbreiten sie Gehetztheit. „Oh Gott, wo bin ich denn, bin ich jetzt etwa nicht Mönckebergstraße raus, sondern hier – ZOB?“

Das altmodische Hotel und das Steakhaus liefern mir den Beweis. Ich suche den Boden nach Glasscherben ab, damit der Hund nicht hineintritt. Und nach Fieps’ Freunden, damit ich nicht in sie hineinlaufe. Vor lauter Abschied im Nacken.

Da sehe ich drei Männer und einen Jungen um ein Schachbrett stehen. Es steht auf der Öffnung eines roten Mülleimers. Noch hat keiner gewonnen, die geschlagenen Figuren drängen sich auf dem Eimerrand. Ich suche nach einem Bocciaspiel und Bänken, auf denen alte Männer Cinzano trinken; finde Tauben, die flatternd die Piazza verlassen, Touristen mit Pizza in Hand und Mund und höre – Musik. Ein klassisches Stück. Das, statt Fieps und Konsorten ins Umland zu treiben, sich auf uns wirft, als Musik zu dem Bild.