Kommentar Erziehungshilfe: Zu viel Bürokratie

Die Stadt braucht mehr offene Angebote für Kinder und Familien. Ihre Existenz darf nicht davon abhängen, ob die Fallzahlen der Hilfe zur Erziehung sinken.

Nun ist es also raus: Die offene Kinder- und Jugendarbeit fällt den Sparzielen dieses Senates zum Opfer. Der Wert, den diese Angebote für die Kinder in dieser Stadt darstellen, wird nicht mehr anerkannt. Der Freiraum, den dieser Bereich außerhalb der Institution Schule bietet, gilt jetzt als verzichtbar.

Als alternative Finanzierungsquelle sollen Jugendclubs, Familienzentren und Bauspielplätze sich jetzt als Anbieter für "verbindliche Hilfen" bewerben. Ein Programm, dass mit vielen Fragezeichen behaftet ist. Denn die Steuerung über Zielzahlen und Kontrakte wirkt suspekt. Soll eine so finanzierte Stelle wirklich, wie aus den Wandsbeker Papieren hervorgeht, mit 70 Prozent der Arbeitszeit etliche Einzelfälle bearbeiten, deren Verläufe dokumentieren und damit schon nach sechs Monaten fertig sein, entstünde ein ziemlicher Druck.

Auf der Strecke bleiben könnte dabei der eigentliche Vorteil von Stadtteilangeboten mit niedrigschwelligem Zugang: Dass sich Mütter in der Nachbarschaft mal eben so helfen lassen, dass Menschen die Sozialberatung im Alltag bekommen, die sie benötigen.

Die Stadt braucht mehr Kinder- und Familienzentren und nicht weniger. Die Existenz der sozialen Infrastruktur in den Quartieren darf nicht davon abhängen, ob die Gelder für die Hilfe zur Erziehung sinken.

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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