Virtuelle Leseräume

WAS SAGT UNS DAS? In Stockholms Kulturhaus gibt es Zeitungen nur digital – nach deutschem Vorbild

Alles so schön online hier! Nach etlichen deutschen Bibliotheken ziehen auch die Schweden nach: Im Kulturhaus in Stockholm, einer der zentralen Bibliotheken des Landes, gibt es seit Neujahr keine gedruckten Zeitungen mehr. Alle Abos sind gekündigt, für ausländische Blätter verweist man auf Rechner von Pressdisplay, auf denen man sich die Titel Blatt für Blatt runterladen und ausdrucken kann, für die einheimischen auf deren Webseiten.

Und das, wo uns selbst noch im eher nördlichen Umeå die im freundlichsten Ikea eingerichtete Bücherei den verregneten Schwedenurlaub mit aktuellen Ausgaben von Spiegel bis FAZ und der Erlaubnis, ungeniert im „Lesesaal“ Kaffee zu trinken, erträglich zu machen wusste. Trendsetter aber waren wieder mal wir selber: Schon Anfang 2009 hatte beispielsweise die Berliner Staatsbibliothek im Sparwahn die aktuelle Presse für ihre normalen Lesesäle gekündigt. Und Deutschlands Verleger verweigern sich – anders als bei den sogenannten Bordexemplaren für Flugzeuginsassen – offiziell jedes freundlichen Fast-umsonst-Angebots für solche Fälle.

Was sagt uns das? Zum einen, dass die Verleger mal wieder dumm sind. Und zum anderen, dass von den meisten öffentlichen Bibliotheken bis zum Leseraum im letzten Haus des Kurgastes offenbar weiter volle Abogebühren für die ausliegende Auflage bezahlt werden. So viel zum Thema, Deutschlands Zeitungen bekommen aber auch gar nichts, was nach quasistaatlichen Subventionen riecht. STG