Kommentar Montis kritisiert Deutschland: Montis selbstbewusstes Auftreten

In der Debatte um die Euro-Krise hat Italien die Sprache wiedergefunden. Die Forderung ist ebenso einfach wie einleuchtend: Deutschland muss mehr tun.

Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat es die Sprache verschlagen. Gleich viermal weigerte er sich am Montag auf einer Pressekonferenz in Madrid, die Frage nach Frankreichs Herabstufung zu beantworten, und dann strich er auch noch den für Freitag geplanten Dreiergipfel mit Kanzlerin Merkel und Italiens Regierungschef Mario Monti.

Dafür hat mit Italien ein anderes Land in der Debatte über die Lösung der Euro-Krise die Sprache wiedergefunden. Es war Merkels Deutschland, das von Italien in den letzten Monaten immer wieder ultimativ verlangt hatte, es müsse endlich "liefern", es war damit auch Merkels Deutschland, das einen wichtigen Beitrag zum Sturz Berlusconis, zur Inthronisierung der Technikerregierung Mario Montis geleistet hat.

Und das sich damit einen ebenso entschlossenen wie selbstbewussten Partner eingehandelt hat. Immer wieder lobt Monti die „deutsche Stabilitätskultur“ über den grünen Klee – macht dann aber schnell deutlich, dass er gewiss nicht als willfähriger Befehlsempfänger, als Deutschlands Sparkommissar in Rom zu agieren gedenkt.

Italien, so Monti, habe in den letzten Wochen mit einem einschneidenden Sparprogramm seine Bringschuld erbracht. Und da nun deutlich werde, dass die Südländer „den Imperativ der Disziplin“ verstanden hätten, "sollten sich die Deutschen entspannen", ja mehr noch: "Deutschland muss mehr tun, um Italien und den anderen verschuldeten Staaten zu helfen".

ist Italien-Korrespondent der taz.

Zu Hause kann Monti sich für solche Worte im Parlament breiten Konsenses von rechts bis links erfreuen; und sein selbstbewusstes Auftreten stärkt ihn auch in der Bevölkerung, die mit tiefen Schnitten fertig werden muss. Doch Monti geht es um weit mehr als um Rhetorik für den innenpolitischen Gebrauch.

Seine Diagnose ist ebenso einfach wie einleuchtend: Wenn selbst jetzt der Kapitalmarkt nicht reagiert und der Spread gegenüber Deutschland bei 500 Punkten verharrt, dann kann das nicht an Italien liegen – sondern nur an Deutschlands Zögern, endlich seinerseits bei der Schaffung überzeugender Krisenlösungsinstrumente zu "liefern".

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Promovierter Politologe, 1985-1995 Wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Unis Duisburg und Essen, seit 1996 als Journalist in Rom, seit 2000 taz-Korrespondent, daneben tätig für deutsche Rundfunkanstalten, das italienische Wochenmagazin „Internazionale“ und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Büro Rom der Friedrich-Ebert-Stiftung.

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