Kommentar Jordanien als Nahostvermittler: Guter Wille allein reicht nicht

Jordanien ist kein schlechter Vermittler. Doch dem König fehlen die Mittel, um die Palästinenser zu locken - und um Israel zum Siedlungsstopp zu bewegen.

Dem jordanischen Monarchen gelingt, woran die EU, die UN und die USA mit vereinten Kräften scheiterten. Nach gut einem Jahr Verhandlungsstillstand brachte König Abdallah II. Vertreter der Palästinenser und Israels zusammen. Der neue Mediator verfügt aber weder über Geld noch bedeutenden überregionalen Einfluss. Aus Mangel an Alternativen kommt der König zum Zug.

Die USA signalisieren nicht nur stetig schrumpfendes Interesse für die Konfliktlösung, sie haben sich mit ihrer inkonsequenten Haltung zum israelischen Siedlungsbau und ihrem strikten "Nein" zum Palästinenserstaat als parteiisch entlarvt. Auch das unentschlossene Verhalten einiger EU-Staaten, inklusive Deutschlands, die sich über das Für und Wider eines unabhängigen Palästinas bis heute den Kopf zerbrechen, lässt das Vertrauen schwinden, das die Führung in Ramallah für Europa empfindet.

Jordanien ist nicht der schlechteste Kandidat für den Vermittlerposten. Die Monarchie hält ohne Abstriche am Frieden mit Israel fest. Gleichzeitig unterstützt sie die Ambitionen der moderaten palästinensischen Führung auf einen eigenen Staat. König Abdallah ist glaubwürdig. Ein israelisch-palästinensischer Frieden ist für die Stabilität Jordaniens, in der Palästinenser rund die Hälfte der Bevölkerung ausmachen, wichtig. Noch geht der arabische Frühling an der Monarchie vorbei.

Jordanien positioniert sich zudem eher auf der Seite Israels und der gemäßigten Palästinenserorganisation Fatah, während Ägypten im letzten Jahr einen deutlichen Schritt auf die palästinensischen Islamisten von der Hamas zugegangen ist. Die ideologische Nähe und der gute Wille allein werden dennoch nicht reichen, um den Frieden voranzutreiben, solange es an gutem Willen in Jerusalem mangelt. Jordanien fehlen die Mittel, um Israel zum Siedlungsstopp zu bewegen - und um die Palästinenser zu locken, dennoch den Verhandlungen zuzustimmen.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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