Versöhnlicher Jahresabschluss: Hertha komplett und erfolgreich

Die Berliner erreichen mit einem 3:1 gegen Kaiserslautern das Viertelfinale im DFB-Pokal und haben auch ganz offiziell wieder einen Chefcoach: Michael Skibbe.

Herthas überragender Torwart Kraft jubelt über den Sieg Bild: Foto: dpa

Am Donnerstagmittag, als es schon längst allen bekannt war, bekannte sich auch Hertha BSC offiziell dazu: Michael Skibbe heißt der neue Trainer des Fußball-Bundesligisten. Auf einer Pressekonferenz wurde der 46-jährige Coach offiziell vorgestellt. Ein paar Formalitäten bei der Auflösung seines vorherigen Vertragsverhältnisses mit dem türkischen Erstligisten Eskisehirspor waren bis zuletzt noch nicht geklärt. Berlin zahlte für seinen neuen Chefcoach eine Ablösesumme von 250.000 Euro.

"Die Hertha gehört ins obere Drittel der Bundesliga", sagte der Fußballlehrer bei seiner Vorstellung. "Hertha hat eine stabile Hinrunde gespielt. Ich denke, dass der Klassenverbleib in diesem Jahr sehr gut möglich ist", erklärte Skibbe.

Die Angst vor der nächsten Peinlichkeit muss bei Hertha groß gewesen sein. Anfang der Woche hatten bereits die Agenturen die Verpflichtung von Skibbe verkündet. Am Mittwoch bestätigte er kurioserweise nicht nur diese Meldung, sondern reichte gar noch weitere Details nach: Sein Vertrag bei Hertha sei bis zum Sommer 2014 ausschließlich für die erste Liga gültig, Arbeitsbeginn sei am 3. Januar. Herthas Manager Michael Preetz wollte trotz alledem am späten Mittwochabend in den Katakomben des Olympiastadions nicht einmal den Wechsel bestätigen.

Obwohl er sich gerade aus der Schlinge, die sich nach den Turbulenzen um den entlassenen Coach Markus Babbel um seinen Hals gelegt hatte, durch den 3:1-Pokalsieg der Berliner gegen den 1. FC Kaiserslautern erst einmal befreien konnte. Äußerst spitzfindig wirkte da sein Kommentar zu Skibbes Vorpreschen: "Er hat ja nichts gesagt, was niemand wissen darf." Das zusätzliche Geld, das man neben dem Gehalt des geschassten Babbel für den neuen Coach aufbringen muss, hat sich Hertha nun mit dem Einzug ins DFB-Pokalviertelfinale erwirtschaftet.

Dass in der nächsten Pokalrunde am 8. Februar mit Borussia Mönchengladbach und Lucien Favre wieder ein Trainer nach Berlin kommt, der im Unfrieden den Verein verließ, kann man indes fast schon als Menetekel betrachten. So schnell wird Hertha die Geister, die man einst rief, nicht mehr loswerden.

Und die Frage, ob Babbel oder Preetz gelogen hat, steht weiter im Raum. Auch wenn die beiden am Donnerstag versuchten, einen Schlussstrich unter diese nicht enden wollende Posse zu ziehen. In einer gemeinsamen Mitteilung erklärten sie: "Wir haben gemeinsam und einverständlich alle Meinungsverschiedenheiten erledigt und jeden Streit beigelegt … Endgültig abgeschlossen und erledigt sind damit auch die wechselseitigen Vorwürfe der letzten Tage." Weitere Erklärungen wolle man nicht mehr abgeben.

Viel Prestige verloren

Es gibt allerdings weiterhin zwei unvereinbare Darstellungen, wann Babbel Preetz darüber informiert hat, dass er nicht über den Sommer hinaus in Berlin arbeiten will. Der Verein hat deshalb letztlich viel Prestige und Geld verloren. So waren dies nicht zufällig die beiden Stichwörter, entlang derer Preetz am Mittwochabend den Erfolg über Kaiserslautern einordnete. Er sagte: "Wir sind wahnsinnig glücklich. Das war wichtig für das Prestige. Und wir konnten mit dem Erfolg weitere wirtschaftliche Einnahmen sichern." In jedem Interview kehrte er diese Aspekte hervor. Sie waren das Gerüst, an dem sich Preetz, der im Bereich der Kommunikation eine so unglückliche Figur gemacht hatte, eisern festhielt.

Steif wirkten zu Beginn der Pokalpartie auch die Hertha-Profis. Rainer Widmayer, der trotz seiner Loyalität zu Markus Babbel für dieses eine Spiel vom Assistenz- zum Cheftrainer befördert wurde, erklärte hernach: "Anfangs habe ich gedacht, dass auf jeden ein paar Rucksäcke drücken."

Doch mit zunehmender Spieldauer löste sich die Verkrampfung. Das Team ließ sich auch nicht davon beirren, dass die Gäste das zwischenzeitliche Berliner Führungstor durch Ramos (43. Minute) egalisieren konnten. Lasogga (59.) und Ebert (90.) stellten in der zweiten Hälfte den Erfolg sicher. Verdient war er allemal, auch wenn er ohne den prächtig parierenden Torhüter Thomas Kraft kaum denkbar gewesen wäre.

Auffälligster Aktivposten bei Hertha war jedoch Rainer Widmayer. Wild gestikulierend absolvierte er an der Außenlinie ein rekordverdächtiges Laufpensum. Der einst ruhende Pol auf der Bank war durch die Beförderung zum Zappelphilipp geworden. "Es hat Spaß gemacht", sagte er.

Die Dankbarkeit des Vereins, dass Widmayer das Team nach fünf erfolglosen Jahren erstmals wieder unter die letzten acht im Pokal führte, hielt sich allerdings in Grenzen. Am Donnerstag teilte Hertha mit, man werde den Vertrag mit Widmayer auflösen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.