Parteichef zahlt Koksschulden des Sohnes: Held mit Herz und Geld

Der Chef der dänischen Ultraliberalen hat Schulden seines Sohnes bei den Hells Angels beglichen – für Kokain. Hat er sich strafbar gemacht?

2.700 Euro schuldete Anders Samuelsens Sohn einem Dealer der Hells Angels. Bild: dapd

KOPENHAGEN taz | In Dänemark reden derzeit alle über Anders Samuelsen, Chef der ultraliberalen Partei Liberal Alliance. Er hat seinem ältesten Sohn aus der Patsche geholfen und für den heute 19-Jährigen vor einigen Jahren dessen Kokainschulden in Höhe von 2.700 Euro bei einem Pusher der Rockerbande Hells Angels beglichen.

Zu dem Enthüllungsartikel, der am Sonntag in der Tageszeitung Berlingske Tidende erschien, äußerte sich Samuelsen auf seiner Facebookseite: "Ich habe einem Freund in Not geholfen und ihn wieder auf den richtigen Weg gebracht. Das macht mich stolz." An die Presse richtete er den Appell: "Lasst ihn in Frieden. Er darf nicht gejagt werden, nur weil sein Vater Politiker ist."

Anders Samuelsen ist derzeit in New York als dänischer Delegierter bei den Vereinten Nationen tätig. Jetzt streiten Juristen und Politiker darüber, ob der 44 Jahre alte Parteichef sich strafbar gemacht hat und seine Politikerkarriere zu Ende ist.

Samuelsen stellte klar, dass er sich vor der Zahlung an den damaligen Justizminister Lars Barfoed gewandt hätte. Barfoed, Chef der Konservativen Volkspartei, hat das bestätigt. Die Polizei sei unterrichtet gewesen.

"Er macht sich erpressbar"

Auf dänischen Blogs wird trotzdem heftig diskutiert. Für die einen ist Anders Samuelsen ein Held mit Herz, für die anderen ein Krimineller. Strafrechtlich sei Anders Samuelsen wohl nichts anzuhaben, meinen führende Juristen. Auch der Vorsitzende des dänischen Parlaments, der Sozialdemokrat Mogens Lykketoft, hat abgewinkt.

Anfang der Woche befasste sich die Kritik dann mit der Veröffentlichung an sich. Oluf Jørgensen, Medienjurist an der dänischen Hochschule für Journalismus, warnte die Medien davor, sich in eine ethische Grauzone zu begeben, wenn sie grundlos Angehörige von öffentlichen Personen an den Pranger stellen. "Wenn sich die Medien immer wieder auf das öffentliche Interesse berufen, dann ist das schon ein sehr elastischer Begriff", so Oluf Jørgensen.

Der Chefredakteur der Berlingske Tidende, Jens Grund, verteidigte die Entscheidung, die Geschichte zu drucken, damit, dass sich Anders Samuelsen durch seinen Kontakt zum Rockermilieu potenziell erpressbar gemacht habe.

Die Liberal Alliance hatte schon in den vergangenen Wochen Schlagzeilen gemacht, als ein neu gewähltes Parlamentsmitglied angesichts der von der neuen Regierung beschlossenen Aufstockung der Sozialhilfebezüge sagte: "Es gibt hier keine Armen. Ich muss kotzen, wenn ich das höre."

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