Verwahrlosung in Harburg: Trinkertunnel wird aufgehübscht

Der Streit um den Gloria-Tunnel in der Harburger City scheint beendet zu sein: Statt die Passage zuzuschütten, will der Bezirk sie nun verschönern lassen.

Soll schöner werden: der Gloriatunnel in Harburg. Bild: N. Holsten

Es stimmt, was die Anlieger und Citymanagement sagen: Im so genannten Gloriatunnel in der Harburger City stinkt es. Die leer stehenden Ladenflächen sind entweder verbarrikadiert oder offen und vermüllt. Auf der einen Seite suchen die Tauben Schutz, auf der anderen Seite trifft sich die Trinkerszene Harburgs. Beim Durchgehen zieht einem Urinduft in die Nase. "Keine schöne Visitenkarte für Harburg", findet der Geschäftsführer von Citymanagement Harburg, Matthias Heckmann. Er würde den Tunnel am liebsten zuschütten lassen.

Das wollte bisher auch Bezirksamtschef Torsten Meinberg (CDU) - doch diese Variante ist teuer. Außerdem stellt seit den letzten Wahlen die SPD die Mehrheit in der Bezirksversammlung, und die ist gegen eine Zuschüttung. "Das kann kein Mensch bezahlen", sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Heimath. Auch rechtliche Fragen seien noch nicht geklärt.

Die SPD hat darum beschlossen, den Tunnel für etwa 300.000 Euro aufzuhübschen. Bis vor kurzem stand die Finanzierung nur zur Hälfte, das restliche Geld sollte bei der Wirtschaftsbehörde eingeworben werden. Am Montag verkündete Meinberg nun, dass der Bezirk das Projekt alleine stemmen könne. "Die Finanzierung steht", so der Bezirksamtsleiter gegenüber der taz. Mit dem Abschluss der Arbeiten wird spätestens Ende 2012 gerechnet.

Seit zirka zehn Jahren verfällt der Gloriatunnel unweit der S-Bahn Station Harburg Rathaus. Der Bezirk habe auf die immer neuen Ideen und verlockenden Versprechungen eines privaten Investors vertraut, sagt Meinberg. Der wollte den Tunnel als "Ring-Galerie" in eine Art Einkaufszentrum einbinden. Passiert ist nie etwas. Das am Tunnel angrenzende Gebäude des Investors, das sogenannte Harburg-Center, fällt vor allem durch seine Hässlichkeit und Leerstand auf.

Erol Aslan, Geschäftsführer des Adese-Markts, guckt von seinem Laden direkt in den Tunnel. Kunden, die von der Fußgängerzone in seinen Laden wollen, müssten durch den Tunnel. "Die Menschen haben Angst, durch den Tunnel zu gehen", sagt Aslan. Er hofft darauf, dass der Bezirk bald etwas unternimmt.

Anders als im Bezirk Mitte, wo Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) regiert, hat man in Harburg bisher nicht versucht, die Trinker aus dem Tunnel zu vertreiben. "Prinzipiell dürfen sich die Menschen dort aufhalten und auch trinken", sagt Harburgs Rechtsdezernent Dierk Trispel, der Stellvertreter von Bezirksamtsleiter Meinberg. Er habe aber die Hoffnung, dass der Tunnel nach dem Umbau "weniger einladend für Dauergäste" sei.

Inzwischen wolle sich auch der Geschäftsführer des Harburg Centers, Hans-Dieter Lindberg, den Umbauplänen nicht weiter verschließen, sagt Bezirksamtsleiter Meinberg. Lindberg selbst sagt, man müsse nun "Vernunft eintreten lassen und die Dinge pragmatisch lösen".

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