DIE KLEINE WORTKUNDE

Deutschen Marinesoldaten zogen im Auslandseinsatz in Beirut ihren Vorgesetzten aus seiner Koje, banden ihn auf einem Tisch fest und schrieben ihm „Hier wohnen die Mongos“ auf den Körper. Der Vorgesetzte ist Deutscher thailändischer Herkunft. „MONGO“ kommt von „mongoloid“. Die Endung -oid stamm vom griechischen „-oeides“, was „ähnlich“ bedeutet.

Der Begriff hat gleich mehrere abwertende Bedeutungen: Zum einen werden Menschen mit dem Downsyndrom vereinzelt immer noch so genannt. Zum anderen werden Menschen so bezeichnet, von denen andere denken, dass sie wie Mongolen oder irgendwie südostasiatisch aussähen. Auch sonst wird der Begriff als Schimpfwort im Sinne von „blöd“ benutzt. Dieser Zusammenhang beruht auf der Forschung des Mediziners John Langdon-Down. Er fasste im 19. Jahrhundert die Merkmale der Erkrankung Trisomie 21 zusammen. Er nannte Personen, die mit dieser Behinderung leben, „Mongoloide“, weil diese der „Rasse“ der „Mongoliden“ ähneln würden. Außerdem bezeichnete Langdon-Down, nach dem das Downsyndrom benannt ist, Trisomie 21 als „mongoloide Idiotie“. Er glaubte, dass diese Menschen sich zu einem primitiven mongolischen Volksstamm zurückentwickelt hätten. Der Glaube an dieses Primitive war der damaligen „Rassenkunde“ geschuldet: Die ging von „Großrassen“ aus: Caucasoiden, Negroiden, Mongoloide. Unterschieden wurden diese anhand von angeblich typischen Körpermerkmalen, etwa den „mandelförmigen“ Augen von Mongolen. So verfestigte sich der Glaube, Südostasiaten seien minderwertige Völker. Und Menschen mit Downsyndrom stünden mit ihnen in Verbindung. MARION BERGERMANN