Kämpfe im Jemen: Mit Flugzeugen gegen Al-Quaida

Eskalation im Jemen. Soldaten töten 20 Demonstranten bei einer Kundgebung in Tais. Und greifen eine von Islamisten besetzte Stadt im Süden des Landes mit Kampfflugzeugen an.

Verwundeter Demonstrant in Tais im Südjemen. Bild: reuters

SANAA/BERLIN dapd/taz | Jemenitische Soldaten haben am Montag mit Gewalt ein Lager von Regierungsgegnern geräumt und mindestens 20 Menschen getötet. Augenzeugen in der Stadt Tais im Süden des Landes erklärten, die Soldaten hätten in die Menge gefeuert und Zelte angezündet. Anschließend hätten die Truppen den Platz mit Panzern besetzt und Scharfschützen auf den Dächern postiert.

Sicherheitskräfte setzten zunächst Wasserwerfer und Tränengas gegen die Regimegegner ein. Einheiten der Republikanischen Garden rückten danach unterstützt von Panzern ein, wie der Leiter eines Feldlazaretts, Sadek al-Schugaa, erklärte. Soldaten und Polizisten hätten dann Dutzende Zelte angezündet, in denen die Demonstranten seit Wochen auf dem Platz ausharrten. Planierraupen walzten andere Zelte nieder.

Der Augenzeuge Mohammed al-Sarafi sagte, es seien auch Zelte angesteckt worden, in denen noch verletzte Demonstranten gesessen hätten. Der Demonstrant Buschra al-Maktali sprach von "einem wahren Massaker". Die Panzer blockierten nun den Platz, so dass die Regierungsgegner nicht zurückkehren könnten. Al-Schugaa sagte, die Soldaten hätten auch ein Hotel angegriffen und Journalisten dort festgenommen. Scharfschützen stiegen auf das Dach des Gebäudes, um von dort auf Demonstranten zu schießen, wie er hinzufügte.

Regimetruppen gegen den mächtigsten Stamm

Seit vier Monaten fordern Demonstranten den Rücktritt von Präsident Ali Abdullah Saleh. Seither sind inoffiziellen Schätzungen zufolge über 300 Menschen getötet worden. Vergangene Woche waren Kämpfe in der Hauptstadt Sanaa zwischen Regimetruppen und dem mächtigsten Stammes ausgebrochen, die am Samstag für eine Feuerpause zunächst eingestellt wurden. Die Gefechte folgten auf ein Scheitern eines Vermittlungsversuchs der Golfstaaten über einen Machtverzicht Salehs.

Am Wochenende griffen radikale Islamisten dann die Stadt Sindschibar an, die drittgrößte des Landes und ebenfalls im Süden gelegen. Am Montag bombardierten Kampfflugzeuge nach Angaben von Bewohnern Ziele in die Stadt. Sie berichteten von Explosionen gefolgt von Rauchsäulen. Soldaten hatten bis in den Morgen versucht, Islamisten aus Sindschibar zu vertreiben. Mindestens vier Soldaten kamen ums Leben, wie ein Krankenhausmitarbeiter erklärte. Damit stieg die Zahl der Getöteten in der Stadt seit Samstag auf 34.

Mehrere Hundert Extremisten hatten am Wochenende nach Militärangaben Sindschibar, die Hauptstadt der Provinz Abyan, erobert. Der Gouverneur, der Sicherheitschef und der Kommandeur der dortigen Heeresbrigade flüchteten.

Bei den Angreifern soll es sich nicht um Al-Qaida im Jemen handeln. Sie sollen zum sogenannten Aden-Heer gehören, das eigentlich aufseiten der Regierung steht. Informationen des Wall Street Journal zufolge handelt es sich hingegen um eine Gruppe namens Ansar al-Scharia, die ein Emirat ähnlich wie die Taliban in Afghanistan errichten wollen. Die Islamisten zogen sich am Montag wieder aus Sindschibar zurück.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.