Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Weshalb wird eigentlich keine Frau Thomas Gottschalks Nachfolger? Und warum vergisst Helmut Kohl nichts?

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Ich fand schon wieder Christian Wulff gut.

Was wird besser in dieser?

Große Koalition oder Bundespräsident wird Kanzler. Das ist doch mal ne bescheuerte Auswahl.

Verschobene Laufzeitverlängerung? Alles Wahlkampf! Ein Patzer von Wirtschaftsminister Brüderle bringt die Industrielobby in die Bredouille. BDI-Hauptgeschäftsführer Schnappauf muss zurücktreten. Richtig so?

Echt schwer, jetzt keine Namenswitze zu machen: Was Schnappauf aufschnappte, Schnelles Brüterle sofort abschalten, sorry, musste raus. Sicher auch ein Trost für Guttenberg: Schnappi muss zurücktreten, weil er korrekt und mit Quellenangabe abgeschrieben hat. Brüderle diente sich den BDI-Bossen als "Moratoriumsvertröster" an. Zu deutsch: Pausenclown, seine Paraderolle. Und ein alerter BDI-Geschäftsführer haut das aus Versehen raus – dann ist er dumm. Oder mit der Absicht, die Regierung festzulegen – dann ist er verschlagen. Oder, weil er einen ungeliebten FDPler dissen wollten. Das ist dann mehr als dumm und verschlagen, also CSU.

Aus Angst vor dem medialen Super-GAU prüft das Schweizer Fernsehen die Verträglichkeit der Simpsons. Im Angesicht der Katastrophe erscheint Homer Simpson – der in einem Atomkraftwerk arbeitet – als personifiziertes Restrisiko. Spinnen die Schweizer?

Ich hätte mir wenig Chancen ausgerechnet, einem deutschen Sender eine Comedy-Serie mit einem debilen AKW-Sicherheitschef als Familienvater verkaufen zu können. Und mir ist schon vorbeugend übel vor allen bevorstehenden "Fukushima"-Schinken mit Til Schweiger als Vater von allerhand verstrahlten Keinohrhasen und Veronica Ferres als Kühlproblem.

FRIEDRICH KüPPERSBUSCH Friedrich Küppersbusch ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt

Der syrische Machthaber al-Assad gerät ins Wanken. Als Antwort lässt er auf sein Volk schießen. Wächst daraus die nächste Interventionsdebatte der internationalen Gemeinschaft?

Nee, die ist schon da. Weltenbefreier Sarkozy dröhnt gen Damaskus: "Jeder Staatsführer, insbesondere jeder arabische Staatsführer, muss wissen, dass die Reaktion der internationalen Gemeinschaft und Europas fortan dieselbe sein wird" – also ein paar ballern ohne Sinn und Verstand, ein paar gucken zu und hinterher kann man mit den Raushaltedeutschen reden. Wir haben noch nie eine so gute Außenpolitik von einer so schlechten Regierung bekommen.

Peer Steinbrück hat am Donnerstag zum ersten Mal seit dem Regierungswechsel vorm Bundestag geredet. Waren Sie so enttäuscht wie wir?

Na warten Sie mal ab, wie enttäuscht Sie sind, wenn klar wird, dass das Peers Bewerbungsgespräch war: auf ein Riesencomeback der großen Koalition. Nach der, sorry, dann doch: Kernschmelze der FDP.

Merkel imitiert in Libyen, was sie Schröder im Fall Irak vorwarf. Sie sucht den Sonderweg und scheut den Militäreinsatz. Was kümmert mich mein gestriges Geschwätz?

Noch mal in Zeitlupe: Es stehen Wahlen an, da versucht die Regierung zu tun, was die WählerInnen wünschen. Das kann man skandalisieren. Aber so ungefähr war Demokratie gemeint. Kürzlich stimmte der Bundestag mit 70 Prozent für die Verlängerung des Afghanistaneinsatzes, da waren 70 Prozent der Deutschen dagegen. Das fand ich nicht besser. Ehemalige Ökopazifisten, die jetzt die Bundesregierung mangelnder Kriegsbereitschaft zeihen, nerven mich mehr.

Ausgerechnet jetzt meldet sich Altkanzler Kohl zu Wort – und stichelt gegen Merkel. Warum?

Merkels legendärer FAZ-Artikel von Ende 1999, in dem sich "Kohls Mädchen" vom altersstarrsinnigen Bimbes-Bullen lossagte, galt und wirkte als politischer Rentenbescheid Kohls. Der vergisst nix.

Das ZDF sucht den "Wetten, dass ..?"-Moderator: Offenbar sind nur noch Jörg Pilawa und Hape Kerkeling in der näheren Auswahl. "Beide können das", betonte ZDF-Programmchef Thomas Bellut. Ihre Meinung?

Ja, das können beide. Um Hape würde es mir leid tun, denn das Format hat seine großen Jahrzehnte hinter sich. Zuschauer und Medien würden das auf den Postgottschalk projizieren; vielleicht ist Pilawa da schmerzfreier. Eine Frau mit einem männlichen Sidekick wäre noch mal was Neues.

Und was machen die Borussen?

Sie könnten nachts, allein aus Respekt vor Kagawa, die Stadionbeleuchtung ausmachen. Vermutlich Atomstrom, und ich lese diesen Egal-Geh-du-mal-Schriftzug eh nicht gern.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.