"Chefsache" mit RWE-Chef Großmann: Tausend Tage ohne Alkohol

"Chefsache" heißt das neue n-tv-Format, in dem der Sender die Großen aus Industrie und Wirtschaft - nein, nicht knallhart befragt. Sagen wir lieber: besucht.

Ein Sympath alten Schlages: RWE-Vorstandschef Jürgen Großmann. Bild: dpa

BERLIN taz | Während in der Erstausgabe vergangene Woche Sabine Christiansen eher lustlos den Boss des Sportartiklers Puma sogar auf dessen Farm nach Afrika begleiten durfte, ist Christoph Keese allerdings nicht weit über Essen hinausgekommen. Macht nichts, das Ruhrgebiet ist schließlich auch ganz schön und RWE als drittgrößter Energiekonzern Europas und größter CO2-Emittent, wie das heute so niedlich heißt, auch wichtiger als ein Turnschuh.

Keeses Besuch gilt Jürgen Großmann, diesem gemütlichen Bären von einem Vorstandschef, der aber auch ganz anders kann. Großmann darf also moderat über die Brennelementesteuer schimpfen, konventionelle Energieträger und ganz besonders die rheinische Braunkohle ("Pfund, mit dem wir wuchern wollen") loben und sich sybellinisch als Prophet versuchen: "Natürlich werden wir langfristig alle Neigungen zu erneuerbaren Energien brauchen, der Planet Erde verlangt das", sagt Großmann. Und hat sich dazu mit Keese in ein RWE-Stromauto gequetscht, das aus der Steckdose den RWE-eigenen Ökostrom tankt.

Dazwischen menschelt es gewaltig, Großmann ist eben ein Sympath alten Schlages. Als Gegenleistung dafür, dass seine Frau den RWE-Posten erträgt, hat er tausend Tage auf Alkohol verzichtet, "als es vorbei war, hab ich auch zwei, drei Mal richtig zugelangt", sagt er jetzt treuherzig in die Kamera. Und für den Gesichtsausdruck auf Keeses stulle Frage "Ist Deutschland auch zukünftig ein guter Standort für Energieunternhemen in Europa?" muss man ihn erst recht liebhaben.

Denn Keese, der ehemalige Welt-Chefredakteur und heutige Beauftragte des Springer-Vorstands für "Public Affairs" macht seine Sache bei diesem von der Welt laut Sendungsabspann offiziell unterstützten Format zwar deutlich besser als die sichtlich gelangweilte Sabine Christiansen. Wirkt dabei aber immer etwas streberhaft - und spielt zum Schluss sogar noch die alte Interviewübung "Ich sage einen Satz, den Sie bitte vervollständigen" durch. Mein Lieblingsbuch ist ... "Drei Männer im Schnee von Erich Kästner" sagt Großmann. Und für diese Antwort würde man dann fast wieder als Stromkunde zu RWE wechseln.

"Chefsache", Dienstags, 18.30 Uhr, n-tv

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