Kommentar Agrarmarkt: Die Vermarktung des Lebens

Nahrungsmittel dürfen nicht zum Spielball der Finanzjongleure werden. Denn diese Spekulationsgeschäfte werden auf dem Rücken der Armen abgeschlossen.

Nahrungsmittel dürfen nicht zum Objekt von Zockern werden. Mit der Forderung nach mehr Transparenz und Regeln auf den internationalen Agrarmärkten geht Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner heute auf einen internationalen Agrargipfel am Rande der Grünen Woche in Berlin.

Damit will sie immer extremere Preisausschläge bei Lebensmitteln weltweit verhindern. Schließlich handle es sich dabei um besondere Waren, begründet Aigner ihren Vorstoß: Hier gehe es um Menschenleben. Wie wahr.

Doch die Zockerei beginnt schon viel früher: wenn etwa Futtermittelfirmen darauf spekulieren, beim Panschen von Industrie- und Futterfett nicht erwischt zu werden. Oder wenn Discounter durch Preisdumping einander Kunden abjagen - was nur funktioniert, weil sich die Herstellerpreise durch naturzerstörende industrielle Anbaumethoden und widerwärtige Massentierhaltung noch weiter drücken lassen.

Die derzeitige Spekulationsorgie auf den globalen Märkten für Agrarrohstoffe und der Dioxinskandal in Deutschland - sie sind offenbar zwei Seiten derselben Medaille. Von der Produktion über den Handel bis zum Endabnehmer werden Lebensmittel einer brutalen Marktlogik unterworfen.

NICOLA LIEBERT ist freie Journalistin und Wirtschaftsexpertin.

Dabei haben Produzenten, Händler und nicht zuletzt auch Regierungen und Käufer geflissentlich ignoriert, um was für ein Produkt es sich handelt: um Mittel zum Leben.

Vielleicht ist jetzt die Chance gekommen, eine Wende einzuleiten. Denn in zwei Dingen ist sich die Bevölkerung weitgehend einig: in der Verurteilung industrieller Massentierhaltung und der von Spekulationsgeschäften, die auf dem Rücken der Armen dieser Welt abgeschlossen werden.

Wenn die Agrarministerin in diesen beiden Fragen endlich entschlossen auftritt - das Wahlvolk stünde hinter ihr.

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