HSV-Mitgliederversammlung: Gegenwind für Hoffmann

HSV Vorstandsboss Bernd Hoffmann macht seinen Kritikern Angebote. Aber den Durchmarsch der Opposition in den Aufsichtsrat kann er damit nicht aufhalten.

Wohin gehts mit dem HSV? Vorstandschef Hoffmann machte bei der HSV-Mitgliederversammlung eine zumindest missverständliche Geste. Bild: dpa

HAMBURG taz | Ungemütliche Zeiten könnten für HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann anbrechen. Die Wahl zum Aufsichtsrat gewannen am Sonntag die Kritiker seiner Amtsführung: Im ersten Wahlgang schafften es Manfred Ertel, Spiegel-Journalist und Ehemann der Grünen-Politikerin Krista Sager, und Ex-Präsident und -Aufsichtsrat Jürgen Hunke, der die Politik des Vereins zuletzt schwer unter Beschuss genommen hatte. Im zweiten Wahlgang kamen hinzu der Schauspieler Marek Erhardt, der den Trainerverschleiß des HSV monierte, und der Volkswirt Hans-Ulrich Klüver. "Jetzt haben wir endlich eine konstruktive Opposition", kündigte Hunke an.

Im Frühjahr braucht Hoffmann im zwölfköpfigen Aufsichtsrat eine Zwei-Drittel-Mehrheit für die Verlängerung seines Vertrages. Da Supporters-Vertreter Björn Floberg als Hoffmann-Gegner gilt, müsste mindestens einer der vier neuen Räte einer Verlängerung zustimmen. Nicht ausgeschlossen: "Herr Hoffmann muss keine Angst vor mir haben", sagt Ertel.

Der große Krawall war zwar ausgeblieben, dennoch musste sich die Vereinsführung des Hamburger SV auf der Mitgliederversammlung im CCH zahlreiche Versäumnisse vorhalten lassen. Vor 2.800 Mitgliedern ging es um den Mangel an sportlicher Kompetenz, um fehlende Kommunikation.

Der Boss wirkte angespannt. Er wusste, dass es auch um seine Zukunft beim Traditionsklub ging. "Wichtig ist, dass wir geeint sind", drängte Hoffmann Fragen nach einem kritischeren Aufsichtsrat zurück. "Wir sind mit der sportlichen Situation nicht zufrieden", räumte er zwar Fehler in der Vergangenheit ein, insistierte aber: "Wir müssen die Herausforderung annehmen, kontrovers, aber vor allem intern diskutieren."

Als Hoffmann zum ersten Mal das Podium betrat, herrschte eisiges Schweigen in den Rängen. Kein Applaus für den Vorstandsvorsitzenden, der seit genau acht Jahren die Geschicke des HSV lenkt. Dabei hatte Hoffmann ein Bonbon parat: Er teilte mit, er habe sich schon im Vorfeld mit Anträgen kritischer Mitglieder befasst und sich mit diesen auch getroffen. Das Ergebnis: Zum einen soll künftig bei Investoren-Modellen als Allererstes die Mitgliedschaft informiert werden, die darüber mitbestimmen soll. Dasselbe gelte für eine etwaige Verlängerung des Vertrages mit dem Vermarkter Sportfive, der 2015 ausläuft. Die Satzungskommission kümmert sich nun um die genauen basisdemokratischen Abläufe.

Der Taktiker Hoffmann hatte damit seine größten Opponenten im Vorfeld beruhigt. Einer der Antragsteller, Ingo Thiel, forderte dennoch: "Es wird Zeit, dass eine Zusammenarbeit mit kritischen Geistern möglich ist." Der ehemalige Präsident, Aufsichtsrat und neuerliche Kandidat für das Kontrollgremium, Jürgen Hunke schlug in dieselbe Kerbe: "Es geht um eine konstruktive Opposition, wir müssen mehr miteinander reden." Sowohl die Diskutanten auf dem Podium als auch die 21 Aufsichtsrats-Kandidaten in ihren Präsentationen legten immer wieder den Finger in diese Wunde.

Besonders hohe Wellen hatte das an den Mitgliedern vorbeilancierte so genannte Kühne-Modell geschlagen: Der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne hatte dem Verein im Sommer 12,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt und sich damit anteilige Transferrechte an vier Spielern gesichert.

Ebenso zur Sprache kam abermals die unglückliche, ein geschlagenes Jahr lange Suche nach dem Nachfolger des im Sommer 2009 zurückgetretenen Sportdirektors Dietmar Beiersdorfer. "Es war eine peinliche Sportchef-Suche und mangelhafte Informationspolitik", fasste Ex-Präsident Peter Krohn die Kritik noch einmal zusammen. Zum Trainerverschleiß Hoffmanns meinte Neu-Aufsichtsrat Marek Erhardt: "Wenn ich in acht Jahren siebenmal verheiratet bin, liegt es nicht alleine an der Frau." Der Saal tobte.

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