Kommentar Sonderburg: Integration als Vorbild für Rest-Europa

Sonderburg hat ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal: sein jahrhundertelanges Changieren zwischen Dänemark und Deutschland sowie eine deutsche Minderheit, die noch in der Volksabstimmung von 1920 nicht zu Dänemark gehören wollte.

Ja, Sonderburg ist Provinz. Und ja, Sonderburg zur Kulturhauptstadt zu machen ist eine gute Idee. Denn nicht nur, dass auch die bisherigen Kulturhauptstädte nicht alle Istanbul hießen, sondern auch Cork, Sibiu und Lille, auch Sonderburg hat ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal: sein jahrhundertelanges Changieren zwischen Dänemark und Deutschland sowie eine deutsche Minderheit, die noch in der Volksabstimmung von 1920 nicht zu Dänemark gehören wollte. Trotzdem ist deren Integration inzwischen gelungen; grenzübergreifende Studiengänge und Deutsche im Stadtrat sind klare Zeichen.

Fast spiegelgleich die Verhältnisse auf deutscher Seite: In Flensburg lebt eine gut integrierte dänische Minderheit, der übrigens jeder beitreten darf, der dies wünscht. Es gibt dänische Schulen, eine dänische Bibliothek - und jüngst ist mit Simon Faber ein Südschleswiger Bürgermeister geworden. Man sieht: Dies ist eine Modellregion gutnachbarschaftlichen Zusammenlebens geworden, deren Methoden und Erfolge gern öffentlicher werden dürften. Und die Vorbild sein könnte etwa für die deutsch-polnische, die polnisch-litauische und andere immer noch schwierige Grenzen.

Flensburg täte also gut daran, sich bei Sonderburgs Kulturhauptstadt-Plänen nicht nur mitziehen zu lassen, sondern engagiert eine Doppelbewerbung zu betreiben.

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Seit 2000 Redakteurin der taz am Standort Hamburg. Schwerpunkte: Kultur und -politik, Drittes Reich, Judentum, Religion allgemein.

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