Briefe vom Zeitungsboten

Gesellschafter der Bremer Tageszeitungen AG gründen eigenen Brief-Zustelldienst für Bremen und umzu. Kooperationspartner ist die „Citipost“ des Hannoveraner Madsack-Verlags – deren Partner auch in Oldenburg und Osnabrück Post spielen

Bremen taz ■ Die Deutsche Post AG muss sich nun auch in Bremen auf Konkurrenz gefasst machen. Nach Informationen der taz wird die Nordwest Mail GmbH, die den Besitzer-Familien des Weser-Kurier und der Bremer Nachrichten gehört, zum 1. Februar Briefe in Bremen und umzu annehmen und zustellen. Eine Vorlaufphase, so hieß es in Branchenkreisen, solle noch in diesem Jahr starten. Das Briefporto wird etwa 20 Prozent unter dem der Deutschen Post AG liegen.

Gesellschafter der Nordwest Mail GmbH ist die Hackmack, Meyer KG, zugleich Gesellschafterin der Bremer Tageszeitungen AG. Vorbild und Kooperationspartner ist die „Citipost“ des Hannoveraner Madsack-Verlages, die seit Jahren Post zwischen Gifhorn, Nienburg, Bad Pyrmont und Hildesheim verteilt, derzeit 120.000 Briefe täglich. An der Kooperation unter der gemeinsamen Marke „Citipost Nordwest“ sind auch Brief-Zustell-Firmen der Nordwestzeitung in Oldenburg und der Neuen Osnabrücker Zeitung beteiligt.

Um eine allgemeine Brief-Verteil-Lizenz zu bekommen, müssen Post-Konkurrenten der Bundesnetzagentur derzeit noch nachweisen, dass sie einen nennenswerten Mehrservice bieten. Bei der Citipost in Hannover ist das der „Übernacht-Service“: Die Briefe werden nach 17 Uhr beim Absender abgeholt und vor 12 Uhr des nächsten Tages dem Empfänger zugestellt. Die Hannoveraner greifen dabei auf die Logistik des Zeitungsverlages zurück, etwa die Lieferfahrzeuge, die die Zeitungen auf die Dörfer verteilen, und auf einen Teil der Zusteller.

In Bremen ist nach Informationen der taz auch auch ein anderer „Zusatz-Service“ im Gespräch: ein Strichcode auf jeder Sendung, mit der sich verfolgen lässt, ob und wann genau diese zugestellt wurde oder wo sie sich noch befindet. Beim Modell „Sendungsverfolgung“ als Zusatznutzen dürften die Briefe dann auch vor 17 Uhr abgeholt und nach 12 Uhr zugestellt werden.

Ins Visier fasst die Nordwest Mail GmbH mit ihrem Angebot zunächst Geschäftskunden, die ein größeres Postaufkommen innerhalb der Stadt Bremen beziehungsweise dem „Citipost“-Vertriebsgebiet haben. Später könnten auch Briefkästen für die Gelegenheitspost von Privatkunden aufgestellt werden. Die Hannoveraner Citipost hat im Sommer bereits eigene Briefmarken aufgelegt, Motiv: die Firmenzentrale des Madsack-Imperiums.

Der Sprecher der Deutschen Post AG, Martin Grundler, sagte, man verfolge die Aktivitäten der Konkurrenz „aufmerksam“, fühle sich aber gut gerüstet für den Wettbewerb. Schleißlich biete man ebenfalls eine „Vielzahl an zusätzlichen Leistungen“ an und sei zudem flächendeckend vertreten.

Die Umsätze der Post-Konkurrenten im Brief-Bereich haben sich bundesweit von 2001 bis 2004 auf gut 250 Millionen Euro mehr als verdreifacht, 2004 stellten sie bereits 543 Millionen Sendungen zu. Mit 13 Milliarden Sendungen im Jahr ist die Post dennoch weiterhin unangefochtene Nummer eins. Für Ende 2007, wenn das allgemeine Briefmonopol vollständig fällt, erwarten Branchenbeobachter allgemein sinkende Porto-Preise. Ob sich die Investition der Zeitungs-Konkurrenz in den Briefmarkt dann immer noch lohnt, wird zumindest von manchen bezweifelt.

Armin Simon