Basis für Bildung fehlt

Kita-Experten halten Bildungsempfehlungen für kaum umsetzbar: Erzieher überlastet, Brennpunkte ausgegrenzt

An der Umsetzbarkeit der Bildungsempfehlungen für Hamburger Kitas hegen Experten und Bürgerschaftsopposition Zweifel. Im Familienausschuss am Dienstagabend begrüßten sie zwar die Einführung einheitlicher Standards für die Kita-Bildung, bemängelten jedoch die unzureichenden Rahmenbedingungen. Vor zwei Monaten hatte Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) die verbindlichen Vorgaben vorgestellt, die Verlässlichkeit und Qualität in der Kindertagesbetreuung sicherstellen sollen (taz berichtete).

Mit der derzeitigen Überlastung der Erzieher sei die Umsetzung kaum zu schaffen, so Manfred Schmidt-Gawlik vom Arbeiter-Samariter-Bund Hamburg. Zeitweise müssten die Fachkräfte bis zu 25 Kinder in einer Kita-Gruppe betreuen. Da bleibe nicht genug Zeit, sich in das 100-Seiten-Werk einzuarbeiten. Die Ausbildung der Erzieher sei nicht auf die Bildungspläne abgestimmt, kritisiert auch Uta Lewandowski vom Diakonischen Werk. Bisher bestehe lediglich ein Vorschlag, die Empfehlungen als Wahlpflichtkurs in die Ausbildung aufzunehmen. Der Betrag von 1,02 Euro pro Monat und Kind, den die Behörde in Qualifizierungsmaßnahmen investieren wolle, sei nicht ausreichend.

Christiane Blömeke, kinderpolitische Sprecherin der GAL-Fraktion, vermisst in den Bildungsempfehlungen ein eigenes Kapitel für Kinder aus sozialen Brennpunkten. Durch den Verlust von Ganztagesplätzen seien sie bei der Vermittlung von Bildung stark benachteiligt. Lewandowski bestätigt, dass dort häufig die Basis fehle, um sich überhaupt mit dem Lernen beschäftigen zu können: „Oft brauchen die Kinder zunächst einmal ein Bad, Schlaf und etwas zu essen.“

Der Familienausschuss wird sich voraussichtlich am 14. Dezember weiter mit den Bildungsempfehlungen beschäftigen.Kristina Allgöwer