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Hallo, lieber Konzertgänger, liebe Freundin lauthalsiger Liveshows. Und? Gibt es ein Leben nach Nada Surf beziehungsweise dEUS? Da waren Sie doch erst gestern Nacht – und wollen trotzdem heute schon wieder raus? Nichts dagegen, Sie haben auch allen Grund, denn die Hamburger Konzertwoche ist gespickt mit Attraktionen und Geheimtipps. Es wäre also gar nicht falsch, gleich weiterzumachen: The Ex – Amsterdams freakigstes Anarcho-Avantgarde-Punk-Freejazz-Kollektiv – ist da zum Beispiel zu hören. Zum Vorglühen sei „Singles. Period. The Vinyl Years 1980-1990“ empfohlen. Fazit: Jazzpunk für Freigeister. The Ex werden geschätzte 300 Augenpaare sehen wollen. Bei Maximo Park in der Großen Freiheit dagegen wird selbst Engtanz nicht möglich sein. Denn die Band aus Newcastle steht im Ruf, das heißeste Ding seit Franz Ferdinand zu sein. Wie auch immer, der Sänger des bejubelten Quintetts trägt den klebrigsten Scheitel im Britpop und singt Zeilen wie „I am young and I am lost“. Und auch hier sind die Geschmäcker verschieden. Während Fans in den Nordengländern begnadete Wiedergänger des Art-School-Rocks von Roxy Music entdecken, schreibt der britische New Musical Express von „zerfledderten Bums-Pop-Klassikern voll sexueller Neurose, vorgetragen von einem Sänger, der eine Überdosis Haarpomade intus hat“. Fazit: Postpunk mit schlechter Frisur. Schon drei Tage später wird es in der Großen Freiheit erneut arg laut. Doch was heißt schon laut? Wer sich entschließt, ein Konzert von Turbonegro zu besuchen, dem kann es nicht zu laut sein. Fans dieser Band sind hart im Nehmen. Sie trinken Bier in rauen Mengen und lieben Motörhead und MC5. Weil sie nicht gerne alleine trinken, haben sie sich in lokal organisierten Vereinen, den „Turbojugenden“ zusammengeschlossen. Fazit: Deathpunk in Denim. Zu guter Letzt: die Weltbühne. Kurz vor der endgültigen Licht-Aus-Abrissparty an Silvester legen die Macher noch einen veritablen Endspurt hin – etwa mit den Friends Of Dean Martinez. Den düstersten aller Wüstenmusiker. Den schwarzen Raben des Country. Mit Steel Guitar, Moog, Barpiano und staubtrockenem Schlagzeug klingen sie noch trauriger als Calexico, noch fragiler als Giant Sand. Musik wie großes Kino. Da steckt Liebe, Tod und Teufel drin. Fazit: Punk ist Tod. Die Wüste lebt. Marek Storch

The Ex: Do, 24.11., 22 Uhr, HafenklangMaximo Park: Fr, 25.11., 19 Uhr, Große Freiheit 36Turbonegro: Mo, 28.11., 20 Uhr, Große Freiheit 36Friends Of Dean Martinez: Di, 29.11., 21 Uhr, Weltbühne