Krise beim Open-Source-Projekt: OpenOffice hat Ärger im Büro

Die freie Bürosoftware OpenOffice.org hat Microsoft reichlich Marktanteile abgenommen. Nun haben 30 Entwickler das zu Oracle gehörende Projekt verlassen.

Keine Angst, der Pinguin bleibt: OpenOffice-Dokument. Bild: OpenOffice.org

OpenOffice.org ist einer der ganz großen Erfolge für die Szene der Open-Source-Entwickler. Das freie, quelloffene Programmpaket mit Bürosoftware wird mittlerweile selbst in vielen Firmen und Verwaltungen eingesetzt, von den zahllosen Privatanwendern ganz zu schweigen. In mehr als acht Jahren konnten die freiwilligen Projektteilnehmer ihren Nutzern zeigen, dass Software zu Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, für Präsentationen und Datenbanken nicht vom Marktführer Microsoft kommen muss. Das kostet den Konzern, für den sein hauseigenes Büropaket Office seit Jahrzehnten eine Haupteinnahmequelle ist, viele Kunden.

Nun könnten interne Streitigkeiten bei OpenOffice allerdings dazu führen, dass das Projekt zurückgeworfen wird oder zumindest zu einer Neuaufstellung führt. Mehr als 30 Mitarbeiter der deutschen Sektion kündigten zum Wochenende an aufzuhören und sich der so genannten Document Foundation anzuschließen.

Die Stiftung wurde gegründet, nachdem der Server- und Software-Hersteller Sun, bis dahin Hauptsponsor des Projekts, Anfang des Jahres 2010 vom Datenbankriesen Oracle geschluckt worden war. Oracle gelangte dabei auch in den Besitz der professionellen OpenOffice-Entwicklungsabteilung mit Sitz in Hamburg. Eine dreistellige Anzahl von Programmierern half dort unter anderem dabei, das Büropaket kontinuierlich benutzerfreundlicher zu machen. In Hamburg war einst OpenOffice aus der deutschen Firma StarDivision hervorgegangen.

Die Document Foundation betont nach Angaben von Heise Online intern, man sehe sich nicht als Gegner Oracles. Gewisse Differenzen sind aber deutlich spürbar. Oracle verfolgt, wenn es um freie Software geht, andere Ziele als das Tochterunternehmen Sun. Eigener, geschlossener Code wird bislang höher geschätz als freier, quelloffener.

Mit den 30 deutschen Abgängen fehlt OpenOffice.org in Deutschland nun die Führungsspitze im Bereich der Entwicklung. Oracle hatte sich zuvor geweigert, Teil der Document Foundation zu werden und stattdessen den bisherigen Kurs als Hauptsponsor weiterzuführen. In einem Statement der Document Foundation heißt es, damit hätten die nun ausgetretenen Mitglieder keine Chance gehabt, dem Projekt weiter beizustehen. "Aller Zusammenarbeit und dem gemeinsamen Finden von Lösungen (sind) manchmal Grenzen gesetzt." Es bestehe die Gefahr, dass sich Ideen zur Weiterentwicklung der Arbeitsplattform, im Design und Marketing, "nicht mit den Vorstellungen des Hauptsponsors decken." Das habe zu Missverständnissen und unnötigen Diskussionen geführt.

Aus diesem Grund habe sich die Document Foundation nun als unabhängige Instanz und Stiftung gegründet. Die Antwort Oracles sei "eindeutig" gewesen, Änderungen in der Projektarbeit erachtete man nicht für nötig. Dieses "Weiter so" wollten die Entwickler aber nicht mitmachen wollen. Um nicht in einen Interessenskonflikt zwischen OpenOffice und der Document Foundation zu geraten, hätten sie sich entschlossen, ihre Tätigkeit zu beenden.

Kern des Streits ist nun die Zukunft der Software OpenOffice.org. Die Rechte an der bekannten Marke "OpenOffice.org" wird die Document Foundation wohl nicht bekommen, sie liegen weiter bei Oracle. Stattdessen mussten die nun wieder "ganz freien" Entwickler einen neuen Namen finden: LibreOffice. Der Begriff soll den Geist der Freiheit des neuen Projekts widerspiegeln. Der verwendete Code entspricht dank der Open-Source-Lizenz von OpenOffice.org dem besten, was das Projekt bislang veröffentlicht hat.

LibeOffice wird bereits angeboten, Betaversionen samt Quellcode werden für alle wichtigen Plattformen angeboten. Und auch um tat- wie finanzkräftige Unterstützer muss sich die Document Foundation offenbar keine Sorgen machen. IT-Größen wie Novell und Google sicherten Hilfe zu - inklusive der Bezahlung eigener Mitarbeiter für das Projekt.

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