Kommentar zu Künast: Das alles und noch viel mehr

Jetzt ist es raus: Renate Künast macht's. Damit hat aber auch der Hype um die grüne Spitzenfrau ein Ende.

Renate Künast wird grüne Spitzenkandidatin in Berlin. Das hat sie so nicht erklärt, doch die Parteitagsregie lässt kaum mehr eine andere Interpretation zu. Ist das Gegenteil der Fall, müsste Künast dementieren, der Schaden wäre groß.

Damit ist eine Frage entschieden, in die Künast mehr hineingedrängt wurde, als dass sie sie gesucht hätte. Es war der Hype aus Umfragen und Heilserwartungen, der ihr letztlich keine Wahl mehr ließ. Und, natürlich, die Aussicht, die erste grüne Regierungschefin eines deutschen Bundeslandes zu werden.

Einfach wird die Entscheidung auch deshalb nicht gewesen sein, weil die Grünen nicht nur in Berlin, sondern auch bundesweit einen beispiellosen Lauf haben. Womöglich wäre also mehr drin als die Nachfolge Klaus Wowereits. Wenn schon Guttenberg als Kanzler gehandelt wird, warum nicht auch der Publikumsliebling der Ökos.

Aber halt. Die Realität der Medien und Demoskopen ist eine andere als die des Wahlkampfs. Seit Mittwoch gilt: Der Hype war einmal, jetzt folgen die Mühen der Ebene. Und die sind durchaus dornenreich, wie die jüngste Finanzplanung des Senats zeigt. "Das alles und noch viel mehr …" Das konnte sich Rio Reiser wünschen. Renate Künast wird keine Königin, weder von Berlin noch von Deutschland.

Gleichwohl gilt für Künast nun der Modus: Regierende im Wartestand. Zugute kommt ihr dabei das Moment der Psychologie. Gelingt es ihr, nicht nur die Wähler zu mobilisieren, sondern auch die Wirtschaft, könnte aus Berlin tatsächlich ein Modellfall werden: weniger arm, mehr grün - und immer noch sexy.

Aber auch das Gegenteil ist denkbar: Künast, die grüne Blase, platzt.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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