Deutsche ICE-Züge im Euro-Tunnel: Klage eingereicht

Nachdem der Eurotunnel-Betreiber erklärte, die nächsten Züge bei Siemens zu bestellen, ist die Aufregung in Frankreich groß. Jetzt klagt der bisherige Hersteller Alstom gegen die Entscheidung.

Vereint in London: der neue ICE-Zug (li) und der etwas in die Jahre gekommene Eurostar-Zug. Bild: dpa

PARIS afp | Der französische Industriekonzern Alstom klagt gegen die Bestellung von Siemens-Zügen durch den Betreiber der Bahn-Verbindung unter dem Ärmelkanal. Alstom habe beim britischen Gerichtshof in London Klage gegen Eurostar eingereicht, um die Ausschreibung aufheben zu lassen, sagte ein Alstom-Sprecher am Mittwoch. Die deutschen Züge könnten nicht bestellt werden, so lange sie nicht den Sicherheitsanforderungen für die Züge durch den Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien entsprächen.

Eurostar, der Betreiber der Züge durch den Eurotunnel, hatte die Bestellung von zehn Siemens-Hochgeschwindigkeitszügen angekündigt. Bei den Zügen handelt es sich um dasselbe Modell, das die Deutsche Bahn künftig als neue Generation der ICE-Züge einsetzen will. Bisher hatte ausschließlich der französische Alstom-Konzern, der Hersteller des französischen Hochgeschwindigkeitszuges TGV, die Tunnel-Züge gebaut.

Alstom wirft Eurostar vor, in seiner Ausschreibung veränderte Sicherheitsauflagen vorweggenommen zu haben, so dass Siemens den Zuschlag bekommen kann. Auch die französische Regierung hatte gegen die Bestellung der deutschen Züge protestiert. Der Eurostar-Auftrag steht noch unter Vorbehalt, bis die endgültigen Bedingungen geklärt sind.

Eurostar hat bisher das Monopol auf den Transport von Passagieren unter dem Eurotunnel. Allerdings dringt die Deutsche Bahn seit Jahren darauf, die lukrative Strecke ebenfalls bedienen zu dürfen. Am Dienstag war die Deutsche Bahn erstmals mit einem ICE in einer Testfahrt durch den Ärmelkanal-Tunnel nach London gerollt. Rund neun Millionen Menschen fahren jährlich mit dem Eurostar, der Großbritannien mit dem europäischen Festland verbindet. Die Mehrheit an Eurostar hält die französische Staatsbahn SNCF.

Insgesamt will Eurostar nach eigenen Angaben rund 800 Millionen Euro investieren, um neue Züge zu kaufen und die alten überholen zu lassen. Die derzeitige Flotte von 28 Zügen hatte Eurostar vor 16 Jahren in Betrieb genommen. Die neuen Siemens-Züge fahren mit Geschwindigkeiten von bis zu 320 Stundenkilometern und können rund 900 Passagiere transportieren, rund 20 Prozent mehr als die bisher von Eurostar eingesetzten Modelle.

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