Eishockey-Bundesliga: Erfolgreich, aber arm

Die Hannover Scorpions übernehmen die Tabellenführung. Wegen wirtschaftlicher Probleme verlassen zwei Spitzenspieler den Verein. Vergebliche Suche nach weiteren Sponsoren.

Wie das Pfeifen im Walde: Fans der Hannover Scorpions machen sich Mut. Bild: dpa

Der sonnendurchflutete Samstagnachmittag lenkt von den Sorgen ab und lässt alles ein wenig schöner aussehen, als es ist. Da wären die erfreulichen Ergebnisse der Hannover Scorpions, die nach dem 6:3 (1:0; 4:2; 1:1) vor wieder einmal nur 3.585 Zuschauern gegen die Adler Mannheim erstmals in dieser Saison die Tabellenführung in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) übernommen haben - und auf einen goldenen Oktober hoffen lassen. Da wären aber auch die nach wie vor wirtschaftlichen Probleme des Vereins, die die Erfolge der Mannschaft in diesen Tagen wie düstere Wolken zu erdrücken scheinen. Sie werfen die Frage auf, wie es für den deutschen Eishockeymeister eigentlich weitergehen soll?

Die Verantwortlichen tun sich schwer, eine Antwort zu finden. Gelungen ist das bislang nur Nikolai Goc und Travis Scott, die beide gekündigt haben. "Ich mag es nicht, ausgeraubt zu werden", sagte Scott, der kanadische Torhüter, nach der Vertragsauflösung. "Das ganze Theater in der letzten Zeit ist mir einfach zu viel geworden", sagte Goc, der deutsche Nationalverteidiger. "Niemand weiß, geht es weiter oder nicht." Er wechselte vor wenigen Tagen nach Mannheim, wo die sportlichen Aussichten schlechter, die finanzielle Sicherheit aber größer ist. Goc und Scott wollten nicht wie in der Vorsaison auf fünfzehn Prozent ihres Gehalts und die Punkteprämien verzichten, wie es Günter Papenburg, der Besitzer des Vereins, gefordert hat.

Bereits im vergangenen Sommer hätten sich die Hannover Scorpions beinahe aus der Liga verabschiedet. Günter Papenburg war nach dem Gewinn der Meisterschaft nicht mehr bereit, den Erfolg der Mannschaft in dem Zuschussgeschäft, das Eishockey vielerorts ist, aus eigener Tasche zu bezahlen - und hatte die Lizenz erst im letzten Augenblick beantragt.

Voraussetzung dafür war der Versuch von Marco Stichnoth, den Verein in der neuen Saison unabhängiger von Papenburg zu machen. Das ist dem Geschäftsführer nicht gelungen. Er muss sich eingestehen, zu naiv an die Sache heran gegangen, oder selbst abhängig von den willkürlichen Entscheidungen Papenburgs zu sein. Sponsoren und Zuschauer sind nicht wie erhofft gekommen und auch am Ende dieser Saison wird ein großes Minus erwartet.

Wenn man die Mannschaft auf dem Eis beobachtet, könnte man meinen, die Verunsicherung belaste sie nicht. Immer wenn Mannheim dem Anschluss nahe war, legten sie nach. "Die Spieler können diese Situation ausblenden", sagte Hannovers Trainer Toni Krinner. Für ihn waren die Tore von John Tripp (4.), Adam Mitchell (25.), Thomas Dolak (34.), Martin Hlinka (36.), Klaus Kathan (40.) und noch mal Thomas Dolak (49.) weder Glück noch Zufall, sondern ganz allein "das Ergebnis harter Arbeit".

Wie viele derart schön heraus gespielte Tore er noch bewundern kann, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden. "Natürlich hat man Angst, dass das Eishockey hier nicht mehr von langer Dauer ist", gestand Mannschaftskapitän Sascha Goc. "Es wäre gelogen, wenn uns diese ungewisse Situation nicht beschäftigen würde", sagte Patrick Köppchen. "Dieses ganze Durcheinander muss endlich ein Ende haben." Gut möglich, dass angesichts der anhaltenden wirtschaftlichen Schwindelanfälle in Hannover die Abgänge von Nikolai Goc und Travis Scott erst der Anfang waren.

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