Komponist über Deutschen Fernsehpreis: „Ein besserer Selbstbedienungsladen"

Weil Kreative nicht mehr gewürdigt werden und die Sender lieber Fußballer auszeichnen, droht dem Deutschen Fernsehpreis ein Eklat. Der TV-Musikkomponist Hans Hafner will mit protestieren.

Macht der Deutsche Fernsehpreis das TV kaputt? Bild: trt / photocase.com

taz: Herr Hafner, warum wollen Sie am Samstag mit einer weißem Maske zur Verleihung des Deutsche Fernsehpreises gehen?

HANS HAFNER, 38, ist freier Filmmusikkomponist und Mitglied des Composers Club. Er schrieb unter anderem die Filmmusik für die ZDF-Serie "Ein Fall für Zwei".

Hans Hafner: Ich will die Anonymität unterstreichen, in die wir von den Preisveranstaltern, den großen Fernsehsendern gedrückt werden. Denn die kreativen Preis-Kategorien sind - mit Ausnahme der für Schauspieler - de facto abgeschafft. Das bizarrste Aus ist das Ende des Drehbuch-Preises: Ohne Drehbuch passiert doch nichts. Es ist für mich unbegreiflich, wie wenig wertgeschätzt das wird - auch und gerade von den öffentlich-rechtlichen Sendern.

Die Sender sagen: Natürlich werden kreative Einzelleistungen weiterhin gewürdigt, indem es Preise für das programmliche Gesamtkunstwerk und das dahinter stehende Team gibt. Zwei Serien, für die Sie die Musik gemacht haben - "Danni Lowinski" und "Allein gegen die Zeit" - sind nominiert. Das freut Sie gar nicht?

Doch, aber darum geht es nicht. Denn gerade uns Komponisten wird doppelt geschadet: Wir werden de facto gezwungen, die Rechte an unserer Musik den Sendern zur Refinanzierung zu überlassen, um überhaupt an Aufträge zu kommen. Und auf der anderen Seite wird uns jetzt auch noch die Wertschätzung für unsere künstlerische Leistung genommen, weil die eigene Kategorie Musik beim Preis verschwindet - wie eben alle kreativen Kategorien mit Ausnahme der für Schauspieler überhaupt.

Der Träger des "Ehrenpreises" ist schon vorab bekannt - es ist die Herren-Fußballnationalelf. Was sagt das über den Preis aus?

Es geht nur noch um eine nette Gala - und nicht um eine ambitionierte Leistungsschau des TV-Schaffens. So stärken sich vielleicht noch die Programm-Verantwortlichen, weil jetzt jeder Sender garantiert etwas abbekommt. Ein besserer Selbstbedienungsladen halt.

Offenbar wird nun auch den großen Sendern, die für den Preis verantwortlich sind, mulmig: Die Senderchefs von ARD, ZDF, Sat.1 und RTL haben die Kreativen geschrieben: "Bitte tragen Sie mit uns dafür Sorge, dass nicht bei und anlässlich der Preisverleihung Dinge ausgetragen werden, die dort nicht hingehören". Außerdem wird die Gala wie in früheren Jahren nicht mehr am gleichen Abend, sondern erst 24 Stunden später ausgestrahlt. Werden die Zuschauer trotzdem etwas von der Auseinandersetzung mitbekommen?

Ich hoffe, dass das auch im Saal Thema sein wird - und zwar auf eine Art und Weise, die man dann nicht mehr herausschneiden kann. Ich bin ja eigentlich kein Verschwörungstheoretiker, aber in diesem Fall liegt der Verdacht sehr nah, dass sich die ARD mit dem späten Ausstrahlungstermin da absichern will.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.