Neue Facebook-Einstellungen: Videos nicht mit der halben Welt teilen

Freund soll nicht mehr gleich Freund sein: Seit Mittwoch hat Facebook eine neue Funktion zum Einteilen der eigenen Kontakte in Gruppen. Eine gute Idee - mit Schwächen.

Immer das Gleiche: Facebook fragt die Nutzer nicht. Bild: dpad/ap

Wenn Facebook Änderungen an seiner Plattform vornimmt, spitzen Datenschützer normalerweise die Ohren: Viel zu häufig wurden Nutzerrechte schon dezimiert und missachtet. Bei den Neuerungen, die das weltgrößte soziale Netzwerk am Mittwochabend vorstellte, war das ausnahmsweise einmal nicht so: Die Veränderungen bei den Privatsphäreneinstellungen für Anwendungen und bei der Möglichkeit, Daten aus Facebook zu exportieren bekamen grundsätzlich Lob.

Vor allem das neue Gruppen-Feature "Groups": Damit kann man Freunde und andere User in Gruppen eingliedern, um Fotos, Videos oder Statusbotschaften nicht immer mit der halben Welt teilen zu müssen. "Das wird Facebook grundsätzlich verändern", so Firmenchef Mark Zuckerberg sichtlich stolz: "Es war etwas, das bei uns in diesem Rahmen fehlte." Satte zwei Monate arbeiteten große Teile der Programmierer des Konzerns an dem neuen Feature.

Doch wie so oft bei Facebook: Was zunächst gut klingt, hat in der Praxis dann doch teils gewaltige Haken. Das gilt auch für die Gruppen-Funktion, die die ersten Nutzer am Donnerstag ausgiebig testen konnten. Das wohl größte Manko: Facebook erlaubt es, Freunde frei in Gruppen einzusortieren, von denen mancher Nutzer bekanntlich Hunderte hat. Dabei gilt wie bei Facebook typisch - und von Datenschützern stets kritisiert - das so genannte "Opt-Out"-Prinzip: Statt eine Gruppenteilnahme explizit genehmigen zu müssen ("Opt-In"), nimmt das soziale Netzwerk zunächst einmal an, dass das seine Richtigkeit habe. Erst nachträglich - und wenn man mitbekommt, dass man eingruppiert wurde (Facebook will dazu E-Mails verschicken) - kann man eine Teilnahme wieder aufheben oder sperren.

So etwas kann schnell peinlich werden, weil Mitgliedschaften in offenen Gruppen für alle Nutzer sichtbar sind. Der streitbare Internet-Unternehmer Jason Calacanis bekam das hautnah mit: Sein Name landete plötzlich in einer äußerst geschmacklosen Gruppe, weil irgendjemand sich einen Scherz erlaubt hatte. Er sei darüber nicht einmal informiert worden und habe es erst nachträglich mitbekommen, schrieb Calacanis in seinem Blog.

Ein zweites Problem der "Group"-Funktion liegt im großen Spam-Potenzial. Neben der reinen Nutzung auf Facebook sind standardmäßig nämlich Benachrichtigungen per E-Mail aktiviert, wenn jemand beispielsweise etwas auf die Wall stellt. Für Spammer ist das ein potenzielles Paradies: Die müssen einfach nur möglichst viele Nutzer in ihre Gruppe locken und erreichen sie schon per E-Mail. Auch hier gilt, dass besonders diejenigen betroffen sind, die viele Freunde haben, weil sie dann zwangseingegliedert werden können.

Blog-Veteran Anil Dash, der über 2000 Freunde hat, schrieb auf Twitter, er sei plötzlich unfreiwillig auf 50 unerwünschten E-Mail-Listen gelandet: "Sind das wieder inkompetente Standardeinstellungen oder ein gezielter Versuch, den Dienst E-Mail zu unterminieren?"

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