Mr. Nordkirche

Das Amt hat er de facto schon fast ein Jahr – jetzt soll er also auch den offiziellen Titel bekommen: Der evangelische Bischof Gerhard Ulrich wird wohl am Donnerstag zum Landesbischof der Pfingsten 2012 gegründeten Nordkirche gewählt – es gibt keinen Gegenkandidaten. Er ist dann ein Chef-Bischof der evangelischen Landeskirche in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern – daneben gibt es mindestens drei, zur Zeit vier quasi Regional-Bischöfe in den Sprengeln Schleswig und Holstein, Hamburg und Lübeck sowie Mecklenburg und Pommern.

Der Job des Landesbischofs: Er ist ständiger Chef der Kirchenleitung, übt den „leitenden geistlichen Dienst“ aus und soll die gesamte Kirche repräsentieren und vertreten – besonders gegenüber der Politik. Ein weiterer Auftrag: Er soll die neue Kirche zusammenbringen – die verschiedenen Traditionen, Kulturen und Erfahrungen der drei Landeskirchen, aus denen die Nordkirche entstanden ist. All das hat Ulrich schon länger gemacht, bisher aber provisorisch: Auf dem Papier ist er zwar seit 2008 Bischof des Sprengels Schleswig-Holstein, doch seit 2009 ist er vor allem Kirchen-Fusionsmanager gewesen, einer der treibenden und verantwortlichen Kräfte beim Fusionsprozess. Er ist Mr. Nordkirche. Bis jetzt hieß das „Leiter der gemeinsamen Kirchenleitung“. Um seine Sprengel Schleswig und Holstein hat sich bis dahin ein Vertreter gekümmert, der sogenannte Bischofsbevollmächtigte Gothart Magaard.

Der 61-jährige Ulrich wuchs in Hamburg-Rahlstedt auf, der Vater war Polizist. Er ist ein Spätbekehrter. „Ich kannte aus Kindheit und Jugend die Wahrheiten der Christenmenschen – ohne dass ich sie teilte“, sagt er bei seiner Bewerbungsrede. Als Schauspielschüler soll er bei einem Auftritt von einem Psalm so beeindruckt gewesen sein, dass er daraufhin Theologie studierte. Kindergottesdienste habe er geschwänzt, Konfirmandenunterricht sei spurlos an ihm vorübergegangen.  DKU