Lohn der Geduld

EISHOCKEY Mit dem 5 : 1 gegen die Hamburg Freezers haben sich die Hannover Scorpions auf den zweiten Tabellenplatz vorgearbeitet

„Es kann alles sehr schnell gehen – in beide Richtungen“

Hans Zach, Trainer der Hannover Scorpions

Er hatte von Anfang an um ein wenig Geduld gebeten. Hans Zach, der knorrige Trainer der Hannover Scorpions, wusste, dass es nach den beachtlichen sportlichen und wirtschaftlichen Veränderungen im vergangenen Sommer in erster Linie Zeit brauchen würde, bis die neu zusammengestellte Mannschaft ihr Spiel würde spielen können. Nach einem 5 : 1 (1 : 0; 1 : 0; 3 : 1) am Sonntag im Heimspiel gegen die unaufhaltsam in die Bedeutungslosigkeit taumelnden Hamburg Freezers liegen die Niedersachsen nun auf Tabellenplatz zwei in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Dort, wo sie vor der Saison niemand erwartet hatte. Noch nicht einmal sie selbst.

Der schwache Saisonstart schien die Zurückhaltung zu bestätigen. Es gab viele Gegentore, viele Niederlagen – im November lagen sie dann für wenige Tage an letzter Stelle. Von dem unruhigen Umfeld ließ man sich aber nicht anstecken. „In dieser Situation war es wichtig, die Mannschaft zu schützen, die Ruhe zu bewahren“, sagt Zach. „Das war der Schlüssel.“ Er selbst hatte diese besonnene Linie nur kurz verlassen – nach einer der vielen Niederlagen drohte Zach seinen Rücktritt an, sollte sich die sportliche Situation nicht deutlich verbessern.

Das ist ihm in erstaunlicher Art und Weise gelungen. „Mit der Entwicklung der Mannschaft in den letzten Wochen bin ich sehr zufrieden“, sagt der Trainer nun. Das hat in erster Linie mit der zunehmend sicher stehenden Defensive und dem Ende November verpflichteten kanadischen Torhüter Travis Scott zu tun – er hat der verunsicherten Mannschaft die Sicherheit und das Selbstbewusstsein gegeben, das ihr in den ersten Spielen fehlte. Neun der letzten zehn Spiele haben sie nun gewonnen. Gegen die erfrischend munter beginnenden Gäste, die am Samstag gegen Düsseldorf den ersten Erfolg nach zuletzt acht Niederlagen in Serie gefeiert haben, hatten sie es vor 8.029 Zuschauern nur in den ersten beiden Dritteln schwer. Dank der überragenden Leistung von Schlussmann Levente Szuper und der Tore von Garrett Festerling (6.), Thomas Dolak (26., 46.), Chris Herperger (47., 56.) gewannen sie am Ende aber absolut verdient.

Nach dem Sieg gegen Hamburg – dem fünften zu Hause hintereinander – stehen sie auf einem vielversprechenden zweiten Platz. Für Zach ist das aber noch lange kein Grund, gleich abzuheben. Er sagt: „Es kann alles sehr schnell gehen – in beide Richtungen.“ Keiner weiß es in diesen Tagen besser. CHRISTOPH ZIMMER