Neues Familienzentrum in der Wattstraße: Der Brunnenkiez rüstet auf

In einem neuen Familienzentrum in der Wattstraße sollen Eltern mit Migrationshintergrund beraten werden. Sprachförderung steht dabei im Vordergrund.

Migrantische Parallelgesellschaften? Eltern, die sich nicht um ihre Kinder kümmern? "Ja, gibt es, auch hier im Brunnenkiez", sagt Bezirksbürgermeister von Mitte, Christian Hanke (SPD). Aber fast alle Eltern wollten, dass es ihren Kindern besser gehe und sie Erfolg in der Schule haben - doch es gebe eine große "Unkenntnis". Einige der Eltern hätten ihm stolz von ihren Kindern erzählt, die viel fernsehen, damit sie Arabisch lernen. "Wir schlagen dann die Hände über dem Kopf zusammen", erzählt Hanke. Denn jeder sprachliche Fortschritt aus der Kindertagesstätte werde durch das Fernsehen "überlagert".

Für solche Eltern soll das neue Familienzentrum in der Wattstraße zur Anlaufstelle werden. Ein großer Raum, eine Kochnische und zwei Nebenräume bieten Platz für Beratung und Begegnung. Das Zentrum ist einer Kita angegliedert. "97 Prozent der Kinder in unserer Kita haben einen Migrationshintergrund", sagt Martina Spitzl, Geschäftsführerin des Betreibers Pfefferwerk Stadtkultur. Immer wieder seien Eltern mit Problemen an sie herangetreten. Sie kämen vor allem mit folgenden Fragen: Auf welche Schule will ich mein Kind schicken? Wo kann mein Kind spezielle Sprachförderung bekommen? In welchen Angelegenheiten muss ich zu welchem Amt?

Zu den Angeboten im neuen Familienzentrum zählen die "Brunnenkiezmütter", ein Treffpunkt von Müttern mit Migrationshintergrund. Weiter Fuß fassen will die Einrichtung im Kiez mit regelmäßigen Frühstücken, zu denen jeder kommen kann. Für weitergehende Fragen soll eine ausgebildete Angestellte bereit stehen, um an das Gesundheitsamt oder an die Schulen weiter zu vermitteln. Sprachkurse für Eltern und sportliche Angebote für die Kinder ergänzen das Programm.

Finanziert wurde der Bau des Familienzentrums durch Mittel von Bund, Länder und EU: Aus den Fördergeldern "Soziale Stadt" stammt mit über 300.000 Euro der Großteil des Geldes für den Bau. Das Deutsche Hilfswerk finanziere bis 2013 eine halbe Stelle für die Beratung vor Ort, so Spitzl.

Dem Familienzentrum sollen weitere "Instrumente" für die Integration folgen. Laut Hanke ist auch ein Sprachförderungszentrum geplant. Durch frühkindliche Sprachförderung könne bei der Einschulung eine "Chancengleichheit" erreicht werden. Ziel sei, durch mehr "Teilhabe" den späteren "Reparaturbetrieb in Oberschule oder Jobcenter" zu verhindern.

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