Prozess gegen Antimilitaristin: Rosa Flipflops gegen den Krieg

Eine Linke stört eine Bundeswehrfeier mit einem Pantoffelhagel und muss vor Gericht

Eignet sich auch als Wurfgeschoss Bild: rtr

Wutentbrannt reißt ein Justizbeamter einen pinkfarbenen Klebezettel von einer Wand im dritten Stock des Amtsgerichts Tiergarten. Es ist ein Zettel in Form eines kleinen Hausschuhs. "Bundeswehr raus aus Afghanistan" steht darauf. "Wer hat die hier aufgehängt?", ruft er verärgert und hält einen beachtlichen Stapel dieser Flugblätter in die Höhe. Dabei schaut er in unbeteiligte Gesichter. Die Menschentraube, die sich am Mittwochmittag vor Saal 3093 versammelt hat, schweigt. "Sehen schön aus", ruft schließlich jemand. Der Beamte gibt auf, macht kehrt und sammelt auf dem Weg weitere Papierpantoffeln ein.

Katja L. kam damals nicht so leicht davon. Als am 30. Juni 2009 im Paul-Löbe-Haus des Bundestages die Ausstellung "Bundeswehr im Einsatz" eröffnet wurde und der damalige Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) gerade eine Rede hielt, warf Katja L. zusammen mit anderen Antimilitaristen 27 rosafarbene Pantoffeln und Badelatschen und jede Menge Flugblätter aus dem vierten Stock auf die Anwesenden. Mit der Aktion wollte die Gruppe gegen die Auslandseinsätze der Bundeswehr, insbesondere in Afghanistan, protestieren. Die Schuhsohlen auf jemanden zu richten ist gerade im arabischen Raum ein Zeichen für Ablehnung. Pink waren die Latschen, da diese Farbe als antimilitaristisch gilt.

Für diese Aktion müssen sich die Aktivisten nun vor Gericht verantworten. Katja L.s Prozess bildet den Auftakt. Der Vorwurf: Verstoß gegen die Hausordnung und Störung einer offiziellen Veranstaltung. Dafür droht der 40-Jährigen ein Bußgeld von 200 Euro. Bei ihrem Gerichtstermin gibt sich Katja L. bockig. Auf die Frage der Richterin nach ihrer Staatsangehörigkeit antwortet sie: "Na diese hier. Ja, deutsch. Ich kanns mir ja leider nicht aussuchen." Viele Unterstützer von L. sind gekommen, die heftig applaudieren, als die Richterin die Anklage vorliest. Es sind dieselben, die den Beamten wenige Minuten zuvor mit den Klebezetteln geärgert hatten.

L.s Anwältin Undine Weyers beruft sich in ihrem Plädoyer vor allem auf die Meinungsfreiheit. Zudem hätte ihre Mandantin mit ihrer Aktion keine Sachbeschädigung oder Verletzungen von Personen herbeigeführt.

Darüber will die Richterin erst einmal nachdenken - und vertagt die Verhandlung auf den 12. Oktober. Die Angeklagte stöhnt genervt, dass sie noch mal kommen muss wegen einer Sache, aus dem das Gericht "mal wieder etwas Größeres macht, als es eigentlich ist".

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.