Internationale Funkausstellung in Berlin: 3D, viel Trara und Frau Merkel

In Berlin beginnt die Internationale Funkausstellung - trotz aller Unkenrufe mit mehr Ausstellern als je zuvor. Die echten Highlights halten sich dennoch in Grenzen.

Bunt und glitzernd ist es auf der Internationalen Funkausstellung. Bild: reuters

Angela Merkel wird immer noch nicht so richtig warm mit diesem merkwürdigen Netz. Zur offiziellen Eröffnung der Berliner Funkausstellung (IFA) am Donnerstag sprach sie laut "Sat und Kabel" von einem "freien weiten Internet", das ja im Gegensatz zum öffentlich-rechtlichen und privaten TV keine echten Regularien kenne, etwa bei der Verschmelzung von Netz und Fernsehen.

"Das wird uns noch viel Kraft kosten, nicht nur sie, die die technischen Neuerungen entwickeln, sondern auch uns, die wir die Gesetze machen müssen", rief sie den anwesenden Industrievertretern zu.

Auf der mit nun über 1.400 Ausstellern bislang größten IFA dürften sich die wenigsten Gäste und Fachbesucher darum scheren, dass die deutsche Politik seit neuestem das Internet als neue Gesetzesspielwiese entdeckt hat: Hier wird einfach weiterentwickelt und produziert, was das Zeug hält.

Die Veranstaltung, um die es in den letzten Jahren eher ruhig geworden war, hat ihre Krise augenscheinlich überwunden - unter anderem auch, weil die Messeleitung vor kurzem die Klugheit zeigte, den Sektor "Home Appliances", vulgo: Haushaltselektronik, ins bis dato mediendominierte Angebot aufzunehmen.

Ein Viertel der IFA Ausstellungsfläche geht für Waschmaschinen, Staubsauger und Kaffeevollautomaten mittlerweile drauf. Und der alte Traum vom Internet-fähigen Kühlschrank, so scheint es, ist eben noch nicht ausgeträumt.

Trotz Ausstellerrekord fällt es allerdings schwer, bei der Aufzählung der diesjährigen Top-Themen der IFA nicht einfach diejenigen der letztjährigen Messeausgabe zu wiederholen. Sie lauten: HDTV, 3D-Fernsehen, Heimvernetzung und, ebenso mal wieder, jene Verschmelzung zwischen TV und Netz, die Frau Merkel offenbar Angst macht.

Schön ist schon mal, dass beispielsweise die 3D-Technik, die 2009 bei einigen Firmen noch leidlich experimentell wirkte, nun professionalisiert erscheint. Die Auswahl an kompatiblen Fernsehgeräten zieht rasant an, die Preise sinken (fast) auf ein erträgliches Niveau und auch bei der Software, die die noch immer notwendigen Shutterbrillen mit den 3D-Bildern synchronisiert, gibt es Fortschritte.

So dürfte es beim Messerundgang in diesem Jahr Seekrankheits-anfälligen Menschen bei den plastischen Bildern potenziell weniger oft schlecht werden, versprechen die Hersteller.

Nett ist auch, dass die Produktion von 3D-Material mittlerweile nicht mehr nur von Hollywood und den großen Spieleherstellern beherrscht wird, sondern nun in die Hände des Endkunden gelegt wird.

So zeigt Panasonic den ersten Camcorder, der neben HDTV auch plastische Aufnahmen macht. Das noch im Herbst für 1.400 Euro verfügbare Gerät hat aber noch Defizite, wie das Wissenschaftsmagazin Technology Review meldet: Für 3D-Aufnahmen muss man ein Zusatzobjektiv aufschrauben und kann dann anschließend nicht mehr zoomen.

Die Bilder des auf der IFA präsentierten Geräts sollen aber dennoch den Erwartungen entsprechen, wenn man über einen ausreichend großen 3D-Fernseher zur Wiedergabe verfügt.

Bei den Internet-Tablets erwarten Beobachter auf der IFA endlich erste Geräte, die mit Apples dominierendem iPad konkurrieren können. So bringt Samsung sein "Galaxy Tab" nach Berlin, eine mit 7 Zoll recht handliche Lesetafel.

Auf dem mit 800 Euro leider eher teuren Gerät läuft Googles Android-Betriebssystem, es besitzt eine eingebaute Kamera für Videokonferenzen und gibt HD-Kinofilme wieder. Ein ähnliche Android-Tablet bietet unter anderem der Hersteller Viewsonic an, zig chinesische Anbieter werden sicherlich folgen.

In Sachen ökologisch verträglicher Technik erhoffen sich Beobachter Geräte mit weniger Stromverbrauch auf der Messe - und insgesamt ungiftigerer Hardware. Beides nehmen sich mittlerweile auch die großen Hersteller zu Herzen.

Ebenfalls einmal mehr im IFA-Scheinwerfer steht das digitalisierte Stromnetz - mithilfe sogenannter Smart-Meter sollen Kunden genauer ermitteln, wie viel sie verbrauchen. Wirklich viel sparen lässt sich damit allerdings nur dann, wenn man seine bei der IFA angelachte Technik dann später auch mal abschaltet.

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