Bürgermeister-Tour in Pankow: Sommer, Sonne, Wowereit

Zu abgehoben, meinte die SPD und schickte den Regierenden auf Straftour. In Pankow bedankte sich Klaus Wowereit mit sichtlich guter Laune.

Auch wenn es nicht so aussieht: Wowereit genoss die Tour! Bild: ap

Ein Grüner hätte sich empört. Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister und stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender, bereitet es Freude. Ausgerechnet im Hof der Grünen Liga in Prenzlauer Berg versteckt sich ein Heizpilz. Zum Abschied seines Besuchs weist der Regierende auf eine Terrasse im vierten Stock und wünscht den Ökos: "Viel Erfolg, viele grüne Höfe und dem Kollegen da oben den Heizpilz abdrehen."

Sommer, Sonne, Wowereit. Eigentlich war es eine Strafexpedition, die Klaus Wowereit am Mittwoch in Pankow absolvieren sollte. Kein Kümmerer sei er mehr, mit den Gedanken schon auf Bundesebene. So sahen es seine Parteifreunde im Januar, und Genosse Klaus gelobte Besserung. Auf einer Sommertour durch die Bezirke will er verlorenes Vertrauen gutmachen. Auch im Hinblick auf die Wahl 2011.

Sichtlich gut gelaunt fährt Wowereit am Morgen im Gewerbehof der Königstadt-Brauerei in der Saarbrücker Straße vor. Dort wartet Klaus Lemmnitz, ein Machertyp, der die Brauerei vor 15 Jahren mithilfe der SPD und der damaligen PDS auf Genossenschaftskurs brachte. Ein Wohlfühltermin also, der außerdem zum Wetter passt. In einer hangarähnlichen Halle legt Felix Heppert gerade Hand an einen Hai an. Die lebensgroße Nachbildung soll Ende des Jahres ins Ozeaneum nach Stralsund. Die Botschaft war klar: In Prenzlauer Berg wird nicht nur im Café an brotlosen Konzepten gefeilt. Es wird auch gearbeitet.

Mit Erfolg, wie auch der zweite Termin zeigt. Mit Hochdruck arbeitet die Firma Archimedes Solutions am Ausstellungsbau für die Eröffnung des Science Center in Warschau. Innenarchitektur und Hightech aus einem Guss: Damit hat die Firma die europäische Ausschreibung gewonnen, die Zahl der Mitarbeiter wurde auf 50 erhöht. "Insgesamt arbeiten in der Königstadt-Brauerei 250 Menschen in 40 Betrieben", sagt ein sichtlich stolzer Klaus Lemmnitz und erinnert den Regierenden von der SPD an den Genossenschaftsgedanken.

Wie kann die SPD in einem Bezirk Flagge zeigen, der inzwischen über eine grüne Stammwählerschaft verfügt, die in vielen Stadtteilen doppelt so groß ist wie die der Sozialdemokraten oder der Linken? Diese Frage beschäftigt auch Bezirksbürgermeister Matthias Köhne. Köhne selbst hat die Frage mit einer Sitzblockade gegen den NPD-Aufmarsch am 1. Mai beantwortet. Nun lotst er seinen Regierenden an einen anderen symbolischen Ort: die Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Heinersdorf. Gegen den Bau hatte nicht nur die NPD, sondern auch die CDU mobilgemacht.

Abdul Basit Tariq, der Imam, begrüßt den Regierenden mit der Botschaft, dass in seinem Gotteshaus das Freitagsgebet selbstverständlich auf Deutsch stattfinde. Probleme habe es seit der Eröffnung nicht mehr gegeben. "Inzwischen gehört die Gemeinde zur Nachbarschaft", findet auch Matthias Köhne.

Bei so viel Sommer, Sonne, Wowi-Tour darf am Ende der Wahlkampf nicht fehlen. "Es ist Zeit, dass die CDU-Fraktion einen Trennungsstrich zieht", sagt Klaus Wowereit an die Adresse des CDU-Fraktions- und Landesvorsitzenden Frank Henkel. Hintergrund ist die Einladung des Nochfraktionsmitglieds René Stadtkewitz an den niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders. Stadtkewitz, der deshalb aus der CDU-Fraktion ausgeschlossen werden soll, war maßgeblich am Widerstand gegen die Moschee beteiligt gewesen.

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